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Am Brunnen vor dem Tore~
06-19-2025, 11:39 PM,
Beitrag #1
Am Brunnen vor dem Tore~
Fintan fand die Rückkehr nach Iscalis immer wieder komisch. Er hatte sich inzwischen so sehr an Cheddar gewöhnt, an die kleine Hütte mit der Schmiede und die tägliche Arbeit. Er war nun kaum noch in der Römerstadt, schlug sich nicht mehr durch schmutzige Gassen oder machte Deals in Hinterzimmern. Und noch mehr: Auch vom Wald schien ein Schatten genommen, nun wo Cathbad tot war. Der Druide, der heilige Mann, der nichts als Kummer brachte, Hass fühlte und Zwietracht säte. Noch immer wusste er nicht, wer den Alten auf dem Gewissen hatte. Er hatte den verrückten Zwilling im Verdacht, der vermutlich endlich die Art ihres 'Vaters' nicht mehr mitgemacht hatte. Fintan weinte Cathbad keine Träne nach. Er hatte dessen Befehle ausgeführt, aber doch auf seine Weise sein Leben lang gegen ihn gearbeitet - im Auftrag seiner Mutter. Keiner seiner Brüder wusste davon. Nun, fast keiner. Doch wo waren sie hin? Er hatte sich in der Stadt umgehört und Gerüchte gehört, Alun wäre hingerichtet worden. Das konnte nicht sein. Sicher, die Konsequenz wäre es gewesen, hätte man ihn erwischt, aber dafür war er zu gut gewesen. Doch die Wochen waren vorübergezogen und die Gerüchte hielten sich. Und der Bruder blieb verschwunden. Und Fintan konnte keinem davon erzählen, niemandem berichten, mit niemandem darüber sprechen. Sicher, Calum hätte es sicher mitbekommen, doch der kam aus seinem goldenen Käfig nicht mehr heraus. Louarn hasste ihn nach wie vor und hatte sich rar gemacht. Die Zwillinge waren ebenfalls nicht auffindbar. Nicht, dass er es versucht hätte. Er konnte noch so gleichgültige Miene machen, die beiden machten ihm Angst. 
Die Arbeit, sein Meister, die Hütte. Ja, damit fühlte er sich wohl. Mit vollem Magen und jemandem, der ihn lehrte und vielleicht irgendwie gern hatte. Doch das nagende Gefühl, es blieb. Seine Brüder... er vermisste sie schwer.
Auch heute versuchte er freilich, sich von düsteren Gedanken abzulenken. Und wer hatte Übung darin, eine finstre Miene ins Gegenteil zu verkehren, trotzdem zu lächeln, als Fintan? Er, der lachte, wenn er Angst hatte. Der lachte, wenn er traurig war. Der lachte, obwohl seine Welt, noch nie stabil oder liebevoll, immer noch mehr aus den Fugen geriet.

Heute führte ihn sein Weg her, damit er einige Einkäufe machen konnte. Waren allein ausliefern, das ließ sein Meister ihn noch nicht. Ob er ihm nicht traute oder dachte, er könne sich nicht verteidigen, die kostbaren Stücke brachten sie immer gemeinsam nach Iscalis. Heute jedoch, da war er allein. Betrachtete die vertrauten Mauern und Gebäude mit einem flauen Gefühl in der Magengrube. Zum ersten Mal fühlte er sich ziellos im Leben, und ohne Haltenetz. Obwohl die meisten von ihnen sicher geschworen hätten, ihn fallenzulassen, so hatte er doch immer gehofft, dass sie ihn vielleicht doch auffangen würden...
Lustlos schleppte er sich durch das Tor. Den alten Gaul, den er sich geliehen hatte, führte er inzwischen an den Zügeln. Es war ein langweiliges Pferd, auf dessen Rücken man wohl kaum den Wind im Haar spüren konnte, wenn man schnell über Wiesen und Wege ritt. Er konnte froh sein, dass das Tier sich überhaupt noch hierhergebracht hatte, erschöpft wie es aussah. 
"Gleich geschafft, aber freu dich nicht zu früh. Zurück müssen wir ja auch noch", sagte er nachsichtig zu dem Tier und tätschelte es, als ihm etwas merkwürdiges auffiel. 
Da war doch jemand auf einem der Dächer? Zwei sogar. Ein Pimpf (jetzt wo er etwas um die Oberarme zugelegt hatte, konnte er sowas sagen) und ein Mädchen. Jünger als er, alle beide. Fintans geübtes Auge glaubte sofort, etwas auszumachen, nämlich, dass die beiden wohl nicht unbedingt gesehen werden wollten. Sein Kopf machte aus der Information nicht viel. Einen Gedanken sprach er jedoch schon aus: 
"Anfänger."
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Falke
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06-20-2025, 12:36 PM,
Beitrag #2
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Erst kürzlich war ich aus dem Nordwesten von den Demetern zurück gekehrt um mal wieder nach Ciaran zu sehen, der aber mal wieder verschwunden war. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er lebendig war, also nahm ich es gelassen. Da er ein wenig Interesse an seinen Kindern hatte, würde er schon irgendwann wieder in Cheddar auftauchen und sollte ich ihn dringend erreichen wollen, dann gab es da ja auch noch ganz andere Wege. Eine vage Ahnung und Himmelsrichtung hatte ich immer, wenn ich an meinen Zwilling dachte, aber ihm fiel es wesentlich leichter die Webfäden der Götter zu sehen als mir. Mir gelang das nur, wenn ich ordentlich einen sitzen hatte und darauf hatte ich nur selten Lust. 

Ich hatte nicht oft Verwendung für Geld, aber manchmal war es von Nöten. Auf dem Weg nach Iscalis war ich eines Nachts über die Karawane eines Händlers gestolpert, der aus Hibernia gekommen war. Mein Geldbeutel war ohnehin leer gewesen und so folgte ich der Reisegesellschaft mit ihren schweren Ochsenwagen unauffällig aus dem Schutz der Bäume des Waldes, durch den die Römerstraße führte. Ich musste nicht einmal einen der Wachleute abstechen, da der ohnehin schon gepennt hatte und so konnte ich ungestört ein paar Geldbeutel mit Münzen und ein kleines Beutelchen mit silbernem Schmuck abstauben. Keine Ahnung was ich mit dem Zeug anfangen würde...vielleicht irgendeiner Dirne schenken, wenn sie nett zu mir war oder einfach den Göttern opfern - mir was es einerlei im Großen und Ganzen. 

Als ich auf der Suche nach neuem Lederzeug für meinen Gaul und auch mich selber war, stolperte ich allerdings über jemanden, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Fintan. Na prima. Der Typ redete immer zu viel und riss Witze und Possen. Aktuell schien er allerdings etwas auf einem der Dächer zu beobachten und als ich seinem Blick folgte, sah ich es auch. Zwei Gören. Noch schlimmer. Die Götter meinten es wirklich nicht leicht mit mir manchmal. "Hey Fin" sagte ich daher neutral und kurz angebunden wie immer, ehe ich weiter meinen Blick über den Platz schweifen ließ ob ein Lederer heute da war, da ich echt Stiefel und einen neuen Sattel brauchte oder zumindest jemanden, der beides ausbessern konnte bevor es vollends auseinanderfiel.
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06-20-2025, 11:23 PM,
Beitrag #3
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Fintan war noch ganz gefesselt von dem Anblick der beiden ungeschickten Kinder auf dem Dach, als ihn eine Stimme ablenkte, die er nicht geglaubt hatte, heute noch zu hören.
Als er sich zu Cinead umwandte, strahlte sein Gesicht ganz kurz und sein Körper machte wie von selbst eine Bewegung nach vorn. Abrupt hielt er jedoch inne, denn sein Bruder hatte sich bereits wieder abgewandt und betrachtete nun das Treiben auf dem Torplatz.
"Cin!", sagte er verdattert, wenn auch erfreut, hielt jedoch kurzen Abstand. Cinead war nicht die Art Person, die umarmte. Gesehen hatten sie einander seit der Reise nach Norden nicht mehr. Alun und er waren allein zurückgereist. Ach, Alun... "Dir geht's gut! Den Göttern sei Dank."
Was wollte er nicht alles sagen. Reden. Über Fintan. Über die anderen. Über Cathbad. Doch er wusste nicht, wer seiner Brüder den Alten umgebracht hatte. Und wer deswegen zornig werden würde.
Zum ersten Mal kamen keine Witze über Fintans Lippen. Die Arbeit und die Geduld seines Meisters halfen, ihn zu heilen und Fintan brauchte im Augenblick keine Maske, um sich zu schützen. Sein Mittel der Wahl, um seine Brüder aufzuheitern, hatte schließlich nichts als Kummer und Zorn gebracht.
"Wie... Wie geht es dir? Und... Und den anderen? Weißt du, wo sie sind?"
Es war ein anderer Fintan. Er wirkte unsicher, fahrig. Ganz als wisse er noch nicht, ob er Cinead überhaupt willkommen war. Denn mal ehrlich, wem war Fintan denn schon willkommen? Er war der ungeliebte Bruder, der nichts als Ärger machte. Natürlich mieden sie ihn.
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06-21-2025, 01:46 PM,
Beitrag #4
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Auch nach mehrmaligem Umsehen konnte ich keinen Stand mit Lederzeug entdecken und ging daher davon aus, dass der Lederer heute nicht da war....wenn er überhaupt existierte und es hier irgendwo einen gab. Das letzte Mal hatte ich einen Lederer in Londinium aufgesucht, als wir aus dem Norden von den Brigantes zurückkehrten und seitdem hatte ich notdürftig selber mein Zeug geflickt. Nachdem ich meinen Rundblick beendet hatte, wandte ich mich wieder Fintan zu.

Der stand ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt da, da er offensichtlich mehr sagen wollte, aber es dann doch nicht tat. Erst nach ein paar Sekunden kam dann die Frage nach meinem Befinden, was ich mit einem Schulterzucken quittierte. "Wie immer halt..." Es gab nur wenige Dinge, die mich zornig oder traurig oder dergleichen machten. So lange ich nicht zu lange an einem Ort und unter zu vielen Menschen bleiben musste, war alles paletti. Auch die zweite Frage quittierte ich erneut mit einem Achselzucken. Kurz legte ich meinen Kopf schief und dachte an meinen Zwilling, was mich in eine gewisse Richtung zog. "Ciaran ist im Westen" war alles was ich sagte. 

Wo der Rest sich aufhielt wusste ich nicht, da ich so gut wie kaum Zeit mit meinen Brüdern verbrachte. Fintan selbst sah gut aus - wohlgenährt, halbwegs anständig angezogen aber auch kräftiger und mit Spuren von Arbeit an den Händen. "Und bei dir? Alles gut?" Zumindest charakterlich schien er sich gebessert zu haben und hatte nicht versucht schon wieder den Pausenclown zu spielen. Vielleicht wuchs er endlich aus diesem Posenreissen raus. Da mir der Arm langsam lahm wurde, verlagerte ich meinen Sattel von der rechten auf die linke Schulter. Das Projekt neuer Sattel und neue Reitstiefel mussten wohl erst einmal warten, bis ich einen ordentlichen Handwerker auftreiben konnte.
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06-21-2025, 05:06 PM,
Beitrag #5
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
>>>

(06-20-2025, 11:23 AM)Cassia schrieb: Nachdem Cassia Anlauf genommen hatte und dicht an Brans Seite blieb, um im nächsten Moment den freien Fall zu erleben, hatte sie doch tatsächlich ihre Augen fest aufeinander gepresst. Ihre Füße berührten das Nachbardach und Cassia musste leise lachen, als sie sich abrollte. Dabei hatte sie Brans Hand nämlich nicht losgelassen. Das nächste Dach wurde fokussiert und Cassia hüpfte neben Bran von Dach zu Dach. Bis sie schließlich das kleine Tempeldach erreichten. Dort unten schlich der Tempelwächter mit seiner Laterne umher. Der Wächter der immer mürrisch dreinblickte und der keine Kinder leiden mochte. Bäh! Im geheimen streckte Cassia dem Wächter ihre Zunge heraus und drückte sich für einen kurzen Augenblick eng an Bran. Bevor sie ihre Finger fester mit den seinigen verwob. Unter keinen Umständen würde sie seine Hand loslassen. Und so ging ihre Flucht weiter…

Wäre die Situation nicht brenzlig gewesen, hätte ich laut gelacht, denn Cassia traute sich nach dem dritten Sprung, wobei sie sich sehr tapfer gehalten hatte, dem Tempelwächter die Zunge rauszustrecken! So gluckste ich nur in mich hinein. Aber die Situation war wie gesagt brenzlig. Wir hatten nur die Wahl gehabt, uns im Dunkeln die Hälse zu brechen oder eben loszuziehen, wenn es noch nicht ganz dunkel war.... Wir konnten was sehen, aber andere konnten uns eben auch sehen. Nun hockten wir wie zwei fette Eichhörnchen auf dem Strohdach des Tempelchens. Ich hoffte nur, dass wir damit nicht gegen einen Gott frevelten und schon deswegen hingerichtet werden würden.
Ein dunkelhaariger Bursche schaute bereits zu uns hoch. Und dann kam noch ein anderer mit einem Sattel über der Schulter und einem an den Seiten ausrasierten Schädel. Sie kannten sich, denn sie hielten ein Schwätzchen. Beide sahen sie groß und kräftig aus. Ob es Kelten waren oder Römer konnte ich gar nicht sagen. Ihre Klamotten waren teils, teils.
"Siehst du die Beiden?", flüsterte ich Cassia zu: "Die beobachten uns. Ob das Sklavenjäger sind?" Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Aber Sklavenjäger hatten doch für gewöhnlich Hunde dabei, und hier konnte ich keinen Hund erblicken:
"Wir müssen vom Dach runter, aber vorsichtig....", ich rutschte ein Stück auf dem Bauch weiter nach unten. Meine Füße hingen nun im Leeren. Das war aber zu weit, und plötzlich hielt ich einen Büschel Stroh in der Hand, anstatt mich festzuhalten, rutschte weiter und landete im Staub.
Wie dumm lag ich erst mal da und schnappte nach Luft. Dann rappelte ich mich auf. Meine beiden Knie waren verschrammt, und meine fast neue Tunika hatte einen Triangelriss:
"Cassi, ich helf dir" ich wollte mich so hinstellen, dass sie beide Füße auf meine Schultern stellen konnte, aber da hatte mich anscheinend der Tempelwächter bemerkt.

Er zog mir mit seinem Stock eins drüber: "Verflixter Bengel, halte dich fern von diesem Ort! Was meinst du, was das hier ist? Ein Trainingsplatz in den Thermen?"
Ich versuchte, meinen Körper vor den Hieben zu schützen:
"Tut mir Leid, ich spreche kein Latein!", sagte ich auf Britonisch.
"Blöder Barbar, zisch nur ab!", fauchte der Tempelwächter und deutete einen Tritt an. Er schien aber zu glauben, dass er seine Pflicht erfüllt hatte. Er stapfte davon.

Jetzt war Cassia dort oben, und ich unten auf dem Platz. Ich konnte nicht abzischen, denn ich wollte ja auf meine Freundin warten. Gleichzeitig fragte ich mich, wo die "Sklavenjäger", so nannte ich die beiden jungen Männer bei mir, abgeblieben waren. Mich würden sie nicht suchen, aber wenn die Furier sie nach Cassia spüren ließen, waren wir in großer Gefahr. Wenn wir nur heile durch das Stadttor kämen!
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06-21-2025, 07:06 PM,
Beitrag #6
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Cin gab sich distanziert. Obwohl, das stimmte so nicht. So war er eben immer. Anders als sein Bruder, der nur in Rätseln sprach und dessen Launen so trügerisch und gefährlich waren wie jene der Götter selbst. Ciaran war entfesselte Naturgewalten, Cinead die Ruhe selbst. Nun. Jedenfalls hatte er sie immer so gesehen.
"Das ist... gut", sagte er leise auf die Äußerung, wo sich der grusligere der beiden befand. Noch einer fort. Noch einer in Sicherheit. Wo Calum war, wusste er auch. Fehlte also nur Lou. Obwohl. Der würde sicher gar nicht wollen, dass jemand wusste, wo er war.
"Ich? Mir... Mir geht's gut!" Fintan log. Er log nicht einmal gut, denn normalerweise wurde er dabei nicht rot oder fahrig oder nervös. Vielleicht, weil er selten über Dinge log, die wichtig waren. Die ihm selbst wichtig waren. Er konnte einen die tollsten Märchen glauben lassen, doch im Augenblick fragte er sich, ob der alte Fintan überhaupt noch irgendwo da drin war. Alles war anders. Und nichts machte mehr Sinn, so fühlte es sich an. "Ich lebe jetzt in Cheddar. Hab jetzt eine Arbeit. Von den Druiden oder sonst wem nichts mehr gehört, also..." Ein Schulterzucken. Und doch, nicht ganz unbedacht die Äußerung. Welcher seiner Brüder hatte Cathbad getötet? Und welchen war sein Verschwinden komisch vorgekommen? Wer war es gewesen, der sie alle befreit hatte? Und was konnte er tun, um den Schuldigen zu schützen?
Nun, erst einmal musste er wissen, wer es gewesen war.
Dann jedoch resignierte er. War denn all dies überhaupt noch seine Aufgabe? Nun wo Cathbad tot war, brauchten seine Brüder noch Schutz? Sie hatten ja ein ums andere Mal betont, dass seine Mühen nichts eingebracht, ja sie sie nicht einmal verstanden hatten. Seine Schuld natürlich, denn er hatte es völlig falsch angegangen. Völlig falsch.
"Nein... Nein, eigentlich geht es mir nicht gut", sagte er, erwartete jedoch nicht, das Interesse Cineads zu erregen. "Ist aber auch nicht so wichtig. Wenn du... Wenn du willst, ich bin noch ein paar Stunden in der Stadt. Wenn wir beide erledigt haben, was wir wollten, können wir ja einen trinken gehen... Nur, wenn du willst. Ansonsten, naja... eine gute Reise."
Götter, was war denn da los? Das Geschrei des Tempelwächters war ja über'n ganzen Platz zu hören. Neugierig und verärgert, weil diese blöden Römer hier nicht eine Sekunde Ruhe gaben, suchte er nach der Quelle. Da kam er gerade um die Ecke geschlendert, halb mürrisch und halb offensichtlich zufrieden mit sich. Und die Kinder? Die waren versch- obwohl. Die hatte er sicher dort oben gesehen und jetzt zwischengehabt.
Nun. Nicht sein Problem.
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Falke
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06-21-2025, 07:56 PM,
Beitrag #7
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Nachdem Cassia nach dem dritten Sprung sicher auf dem Strohdach des niedrigen Tempels gelandet war. Hatte sie sich dicht an Bran geschmiegt und linste in die Tiefe. Wie weit es wohl vom Dach des Tempels bis auf den Boden war? Bei einem Sturz vom Dach würde man sich wohl den Hals brechen. So die Überlegung der furischen Sklavin. Während Bran die beiden Gesellen dort unten auf der Straße bereits erspäht hatte. Und nun auch von Cassia mit ihren klugen Augen ins Visier genommen wurden. Die beiden durften jetzt nur nicht nach oben blicken, denn dann würde man ihre schemenhaften Umrisse deutlich erkennen. Zum Glück auch nicht mehr. Worüber Cassia sichtlich erleichtert war. Und auch Bran hatte die beiden Gesellen bemerkt, denn Cassia vernahm seine Stimme ganz dicht an ihrem Ohr. “Die Beiden sehen mir nicht geheuer aus.“ Murmelte Cassia mit leiser Stimme. Die doch eigentlich überhaupt nicht so zurückhaltend war. Doch in diesem Augenblick schien sie es tatsächlich zu sein. “Sklavenfänger?“ Entwich es mit einem erschrockenen quieken den Lippen der Sklavin. Die sich in just dem Moment, ihre schmale Hand gegen den Mund hielt und versuchte dabei nicht vom Tempeldach zu purzeln. “Bran…“ Wimmerte Cassia dann doch mit leiser Stimme, als der claudische Sklave bereits den Abstieg vom Dach begann.

Er rutschte mit den Füßen voran, bis diese den Halt verloren und der Sklave mit den Füßen in der Luft baumelte. “Bran, halte dich fest.“ Sprach Cassia mit gepresster Stimme. Denn die Angst schnürte ihr dann doch die Kehle zusammen. Und ließ sie hastiger atmen. Bran durfte jetzt nur nicht abstürzen. Denn dies würde nicht nur die beiden Gesellen auf sie aufmerksam machen. Sondern vielleicht auch die patrouillierenden Stadtwachen. Als Bran mit einem lautlosen Aufschrei in die Tiefe stürzte, entwich Cassias Lippen ein verzweifelter Aufschrei. Während sie fieberhaft in die Tiefe blickte und spürte wie ihr das Herz bis zu den Ohren dröhnte. “Braaaaaaaan…“ Wimmerte Cassia zwischen ihren fest aufeinander gedrängten Lippen hervor. Denn natürlich wusste sie, dass sie eigentlich kein verräterisches Geräusch von sich geben durfte. Aber hier ging es um Bran. Um Bran der soeben vom Dach gestürzt war. Hastig rauschte das Blut durch Cassias Ohren, deren Lippen kreidebleich geworden waren. Zum Glück rappelte sich Bran in just diesem Moment auf und strich sich über seine nun etwas lädiert aussehende Tunika. “Bist du verletzt Bran?“ Stellte die furische Sklavin die naheliegendste Frage und hielt verzweifelt ihre Tränen zurück. Denn diese stauten sich in ihren Augen und drohten überzulaufen.

“Bran, warte. Nicht so schnell.“ Forderte die Sklavin mit angestrengter Stimme und zuckte im nächsten Moment zurück, als der Tempelwächter auf den Sklaven aufmerksam wurde und drohend seinen Stock schwang. Der bedrohlich wirkende Tempelwächter näherte sich mit raschen Schritten und ließ seinen Stock auf den armen Bran niedersausen. Beim ersten Schlag japste Cassia erstickt nach Luft und hielt sich ihre Hand vor die Lippen. “Nein, nein, nein Bran.“ Wimmerte der Lockenkopf und starrte aus nun tränenverschleierten Augen in die Tiefe. Der Tempelwächter ließ dann jedoch relativ rasch von Bran ab und zischte ihm noch etwas zu. Was Cassia nicht verstand. Denn sie hatte sich wohlweislich zurück gezogen. Nun lugte sie aber doch wieder über den Rand des Tempeldachs und rief Brans Namen.
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06-22-2025, 10:08 AM,
Beitrag #8
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Das Gespräch entwickelte sich eigentlich so wie immer, wenn ich daran beteiligt war - nämlich meist gar nicht. Das war mir aber auch in der Regel nicht unrecht, da mir belangloses Schwätzen sowieso gegen den Strich ging. Allerdings horchte ich doch prüfend auf, als Fin dann doch noch ein bisschen von sich preis gab und sagte, dass es ihm eigentlich doch nicht gut ging trotz Arbeit und so. Kurz blickte ich Fin fragend an, ob er noch mehr dazu sagen wollte, doch er wich wieder aus und fragte ob wir einen trinken gehen sollten. Ich hatte eigentlich kein Interesse länger hier zu bleiben als es unbedingt notwendig war.

Ich würde noch ein paar Vorräte für meine Reise zurück Richtung Londinium einkaufen und dann wieder zu meinem Pferd zurückkehren. "Ich muss noch einkaufen und auf diese römischen Schweineställe hab ich keine Lust..." Kurz überlegte ich Fin einfach stehen zu lassen, aber er schien echt Redebedarf zu haben, also überlegte ich es mir doch noch anders. "Mein Pferd steht bei den Linden hinterm Stadttor...du weißt ja wo das ist. Komm später vorbei und ich fange uns einen Hasen in der Zwischenzeit. Bring was zu trinken mit." Hase war gut und nahe der Siedlung leicht zu finden.

Als das Geschrei bei dem kleinen Tempelverschlag wieder los ging, schaute ich noch einmal zu den beiden Bengeln rüber, die da auf dem Dach herumgeturnt waren. Dämliche Gören halt. Ich legte Fin kurz kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter, ehe ich ihm zum Abschied zunickte und dann endlich meine Einkäufe erledigte, damit ich aus diesem Gewusel hier wieder rauskam zurück zu meinem Pferd.
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Falke
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06-22-2025, 06:39 PM,
Beitrag #9
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
(06-21-2025, 07:56 PM)Cassia schrieb: Während sie fieberhaft in die Tiefe blickte und spürte wie ihr das Herz bis zu den Ohren dröhnte. “Braaaaaaaan…“ Wimmerte Cassia zwischen ihren fest aufeinander gedrängten Lippen hervor. Denn natürlich wusste sie, dass sie eigentlich kein verräterisches Geräusch von sich geben durfte. Aber hier ging es um Bran. Um Bran der soeben vom Dach gestürzt war. Hastig rauschte das Blut durch Cassias Ohren, deren Lippen kreidebleich geworden waren. Zum Glück rappelte sich Bran in just diesem Moment auf und strich sich über seine nun etwas lädiert aussehende Tunika. “Bist du verletzt Bran?“ Stellte die furische Sklavin die naheliegendste Frage und hielt verzweifelt ihre Tränen zurück. Denn diese stauten sich in ihren Augen und drohten überzulaufen.

“Bran, warte. Nicht so schnell.“ Forderte die Sklavin mit angestrengter Stimme und zuckte im nächsten Moment zurück, als der Tempelwächter auf den Sklaven aufmerksam wurde und drohend seinen Stock schwang. Der bedrohlich wirkende Tempelwächter näherte sich mit raschen Schritten und ließ seinen Stock auf den armen Bran niedersausen. Beim ersten Schlag japste Cassia erstickt nach Luft und hielt sich ihre Hand vor die Lippen. “Nein, nein, nein Bran.“ Wimmerte der Lockenkopf und starrte aus nun tränenverschleierten Augen in die Tiefe. Der Tempelwächter ließ dann jedoch relativ rasch von Bran ab und zischte ihm noch etwas zu. Was Cassia nicht verstand. Denn sie hatte sich wohlweislich zurück gezogen. Nun lugte sie aber doch wieder über den Rand des Tempeldachs und rief Brans Namen
.

Mir war nix passiert. Ich hatte in meinem Leben schon mehr Prügel bezogen als von dem tatterigen Tempelwächter. Aber Cassi war natürlich fürchterlich erschrocken, und die Tränen kullerten. Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite zog Cassia die Aufmerksamkeit auf sich. Wer es bisher nicht mitbekommen hatte, dass ich Bran hieß - hier bitte schön, das wusste nun jeder. Auf der anderen Seite war es so niedlich, wie Cassia sich um mich Sorgen machte.
Ich winkte ihr zu, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Leider hatte aber auch der Tempelwächter gesehen, dass ich winkte und mich immer noch vor dem Tempel rumtrieb, obwohl er mir befohlen hatte, zu verschwinden. Also stapfte er wieder zurück, und er fuchtelte mit seinem blöden Stock in der Luft
herum:

"Blöde Barbarenbrut! Wenn ich dich erwische....", rief er, doch dann stutzte er, denn er hatte wohl Cassias Kopf, der über dem Rand des Tempeldachs schwebte, bemerkt:
"Bei den Furien der Unterwelt, da sind ja ZWEI von dieser Bagage! Hee, runter vom Dach!", er wollte nach Cassia schlagen. Das konnte ich nicht zulassen. Wie ein Widder nahm ich Anlauf und rammte dem Alten meinen Kopf in den Bauch. Der sagte gerade nochmal "Runter vom Dach". Dann hatte es sich ausgeruntert. Er schnappte nach Luft und nun kreischte er nach einer Patrouille. Iscalis hatte keine Vigile, aber es gab Soldaten, die für Ordnung sorgten. Eine Streife hätte uns gerade noch gefehlt.

"Cassi, lauf!", rief ich halblaut. Sie war ganz schön schnell - zumindest für ein Mädchen. Ich hoffte, dass sie in eine Richtung laufen würde und ich in die andere.Irgendwo in den Gassen trafen wir uns wieder.

Ich drehte den Kopf, um zu sehen, was sie machte. Der Tempelwächter ließ Cassia Cassia sein und kam hinter mir her. Da ich den Kopf drehte, passte ich nicht auf - und padauz...

ich war voll in den einen der "Sklavenjäger" reingerannt. Nicht in den mit dem Sattel auf der Schulter, sondern in den mit den kürzeren Haaren, der uns ganz am Anfang schon gesehen hatte.

"Tschuldigung!", sagte ich und hob die Hände: "War keine Absicht", ich rechnete damit, dass er jeden Moment seinen Kumpanen rief, um mich einzufangen:
" Ich bin nur ein armer Bauernjunge, tu mir bitte nix, Fremder"... nur ein Bauernjunge und keinesfalls ein Claudiersklave, dachte ich.
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