RE: Eine der kleinen, regelmäßigen Feiern im Statthalterpalast
Oh ja, Rufus hatte mich sehr wohl verstanden. Er bot mir seinen Arm und führte mich zu seinem Oecus, dessen Wärme mich wohltuend empfing. Die Sklaven öffneten ohne dass er anklopfte, und ich hätte wohl ein paar Bemerkungen über die ausgesuchten Kunstwerke und die ansprechende Möbilierung gemacht, wenn uns beiden nicht der Sinn nach anderem gestanden hätte. Jetzt küsste Rufus mich – und bat oder befahl mir, mich auszuziehen. Seine Bestimmtheit gefiel mir durchaus, aber ich zeigte keine Hast. Schönheit sollte solche ja auch nicht kennen.
Ich ließ mir von den anwesenden Sklavinnen helfen und entkleidete mich bis auf mein Strophion. Rufus Körper gefiel mir durchaus, er war gut in Form, und ich konnte überhaupt den männlichen Körper leiden. Ein wenig hätte ich mir vielleicht ein liebes Wort gewünscht oder Bewunderung, er hätte mir beispielsweise sagen können, dass mein Granatschmuck zu meiner hellen Haut einen hübschen Kontrast bildete. Anderseits war ich keine Jungfrau mehr, die man mit Komplimenten verführen musste.
Ich war mehr als bereit, und als ich mit ihm schlief, kam ich fast sofort auf meine Kosten.
Und mein Liebhaber war ausdauernd, erfahren und so rücksichtsvoll, wie ich ihn ingeschätzt hatte, denn er wählte keinerlei Stellungen, die meine Frisur in Mitleidenschaft gezogen und zu böser Nachrede Anlass gegeben hätte. Da war es meiner Vorfahrin Claudia Livia schlechter ergangen, der der göttliche Augustus, während sie noch eine Affaire hatten, erstens die Frisur zerstört und sie zweitens mit roten Ohren zu einer Cena zurückgeführt hatte. Das Rufus nicht ohne Hilfe und Nachhilfe zum Abschluss kommen konnte, weckte in mir einzig eine große Zärtlichkeit. Der ganze Mann tat das. Ich war wie im Fieber, und es war wie ein sinnlicher Traum. Erst als es zu Ende war, kam ich zu mir. Meine Beine zitterten, und meine Kehle war wund vom Stöhnen und Seufzen.
Während Rufus sich reinigte, und ich mich sauber machen ließ (Rufus Sklaven waren sowohl kundig als auch zuvorkommend), schenkte ich ihm ein Lächeln, obwohl mir vor Glück Tränen in die Augen gestiegen waren. Das war aber eine ganz normale physische Reaktion. Es war nicht schwer, mir anzusehen, dass ich befriedigt und zufrieden war.
Rufus lag jetzt auf der Kline, und ich beugte mich über ihn, so dass ein paar meiner Löckchen seine Stirn kitzelten.
"Edler Petilius Rufus“ - ich wählte absichtlich diese förmliche Anrede, was in anbetracht unserer Situation der Komik nicht entbehrte. Meine Fingerspitzen strichen über seine breite Brust. Er sollte spüren, dass ich sehr mochte, was ich sah und was er mir geboten hatte. Wären wir das nächste Mal in einer weniger exponierten Lage und mehr privat, durfte er mir gerne meine Frisur zerstören:
"Ich habe mich schon sehr lange nach solch einem Abend verzehrt. Es war höchst erfreulich mit dir
Weißt du, bereits damals in Iscalis hatte ich mich etwas in dich verliebt.
Du musst wirklich aufpassen auf deinen Dienstreisen! Da verdrehst du braven provinzialen Matronen nur den Kopf“
Ich sprach aber immer so, dass man es auch als Scherz auffassen konnte. Rufus brauchte nicht zu wissen, dass ich ihn wirklich liebte und alles für ihn getan hätte. Mein Geständnis dufte keineswegs nach Forderungen oder gar jämmerlich klingen, darauf hatte ich entschieden auch kein Recht.
"Ich bitte dich, schlage meinem Vormund jemanden Passenden zum Heiraten vor. Am liebsten jemanden, der dir ein bisschen gleicht! Am allerliebsten wäre es mir freilich, gar keinen Vormund mehr zu haben und alle meine Angelegenheiten selbstständig regeln zu können. Einen guten Rechtsberater habe ich bereits“,
ich hoffte sehr, dass mein Zukünftiger meinem Rufus wenigstens ein wenig ähnlich wäre. Vielleicht konnte Rufus mir auch beim zweiten Wunsch behilflich sein. Mir schwebte so etwas wie seine Empfehlung für ein vorgezogenes Dreikinderrecht vor. So gerne ich im Bett erobert wurde, so gerne setzte ich im täglichen Leben ja meinen Kopf durch.
Man half mir, mich wieder anzukleiden und dann, ich noch erhitzt und bei jedem Schritt meine geheimen Stellen spürend, mussten wir ja zur Empfangsgesellschaft zurück.
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