RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
"Dominus, verzeihe mir meine Langsamkeit im Denken. Ich dachte zuerst nämlich, dass du die Herrin unerlaubter Beziehung bezichtigen möchtest, um dich wieder scheiden zu lassen" Und mich hätte er, falls er uns in flagranti erwischte, was ihm in diesem Fall keiner verdenken würde, sogar töten dürfen - das erwähnte ich aber nicht!
"Daher bin ich so erschrocken. Keiner von uns hat je etwas Verbotenes getan.
Ich würde nie wagen, dich zu belügen. Und der Leumund der edelsten Herrin ist mir heilig.
Wie hast du dir denn das Vorgehen gedacht, falls die Herrin mich als Liebhaber in Betracht ziehen sollte....", ich nahm an, dass ihr Ehemann auch ihr gegenüber diese Erlaubnis äußern würde, denn wenn sie glaubte, ein Unrecht zu tun, würde meine süße Norbana Orestilla bestimmt keine Liebesaffaire beginnen:
"...Auf welche Weise soll ich dir Bericht erstatten? Täglich? Einmal in der Woche? Und nur über das, was Taten waren oder auch über jedes Wort, das sie geäußert und jedes Gefühl, das sie empfunden haben mag?"
Ich nickte, als Plautius Leander mir die Praktiken aufzählte, die mir erlaubt und die eine, die mir verboten war, da sie zu unehelichem Nachwuchs führen konnte.
Meine Gefühle waren jedoch gemischt. Mein Herz jubelte, dass ich vielleicht bald die süße Norbana Orestilla liebkosen und küssen dürfte, aber gleichzeitig war es mir schwer, ohne dass ich meine Sorge recht zu fassen wusste:
In Alexandria am Museion soll es gelehrte Mechaniker geben, die wunderbare automata bauen, künstliche Vögel, die gleich wirklichen Vögeln singen und mit den Flügeln schlagen und sogar ein künstliches Mädchen soll es geben, das mit dem Kopf nicken und mit den Händen zierliche Bewegungen vollführen vermag. Aber drinnen sind sie nur Uhrwerke, die nur so gehen, wie ihr Schöpfer sie gebaut hat, und wenn sie zersprangen, so war es aus mit ihnen.
Wir Menschen jedoch sind keine automata. Was würde mit ihr und mir geschehen, sollten wir uns aus dem Tanz des Uhrwerks unsers Schöpfers lösen? Ich versprach mir selbst, dass das nie geschehen durfte. Wenn ja, würde ich selbst Plautius Leander bitten müssen, dass er auf Norbana Orestilla hinwirkte, mich weit weg zu verkaufen.
"Du bist großzügig, Dominus. Ja, ich denke, dass ich jetzt begriffen habe", sagte ich noch einmal
Wieder verneigte ich mich. Vorhang.
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