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Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
03-12-2025, 11:24 AM,
Beitrag #8
RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
“Und du bist sicher, dass du keine große Hochzeit willst?“ fragte mich Marcus zum wahrscheinlich zehnten Mal mit einem Blick, der seinem kantigen Gesicht etwas weiches gab. Er war in mich verliebt, da war ich mir sicher, und ich, nun, ich hatte ihn zumindest sehr gern. Er war gut zu mir, brachte mich mitunter zum Lachen. Und mein Primelchen liebte ihn abgöttisch und strahlte immer übers ganze Gesicht, wenn sie ihn sah und kam dann auf ihren noch wackeligen Beinchen herbeigetappst. Er war gut für uns. Gut für mich. Marcus Pompeius Flavus war unsere neue Familie.
Ich lächelte ihn offen an, auch wenn öffentliche Zuneigungsbekundungen als unschicklich galten und verpönt waren. Ein Grund, warum Hetären und Prostituierte ein leichtes Spiel mit den Männern allgemein hatten, da die es nicht gewohnt waren, auf der Straße einmal angelächelt zu werden. Aber natürlich schraubte ich es gleich auf ein züchtiges Maß zurück. “Am liebsten wäre mir, wir könnten es nur zu zweit mit uns ausmachen. Am besten auf dem Land, wo all die feine Gesellschaft nicht weiß, wie sie hinkommen soll“, antwortete ich ihm also, und auch er musste sich beherrschen, nicht zu grinsen.
“Und ich würde am liebsten ganz Londinium einladen, um der ganzen Welt zu zeigen, dass ich die schönste Frau auf ihr zu meiner Frau mache“, antwortete er und erhielt dafür von mir einen unauffälligen Knuff in die harte Seite. “Aber gut, ich werde mich bemühen, es nicht zu laut hinauszuschreien, wenn dich das glücklich macht. Und in drei Tagen fahren wir dann auch aufs Land, versprochen.“
In seinem Blick war so viel Zärtlichkeit, dass es mich rührte. Ich wusste, dass ich ihn nicht wirklich verdient hatte und ihn genau genommen sogar betrog. Aber ich würde den Rest meines – oder seines, er war ja doch zwanzig Jahre älter als ich – Lebens damit verbringen, es wieder gut zu machen. Er würde sich nicht beschweren brauchen.
“Dann werde ich versuchen, morgen und übermorgen mich nur zu sehr darauf zu freuen, wenn ich dich dann endlich für mich allein habe“, neckte ich ihn ein wenig, während er mich den restlichen Weg bis zu meiner Wohnung brachte. Morgen würden wir dann endlich heiraten, und dann wäre ich endlich in Sicherheit. Meine Tochter wäre in Sicherheit. Alles würde gut werden.

Ich verabschiedete mich von ihm mit einem unauffälligen Drücken seiner Hand und sah ihm hinterher, wie er ging, wie er sich wie jedes mal an der Ecke noch einmal umdrehte und zu mir zurückblickte, kurz leicht grinste, und dann schließlich um die Ecke und aus meinem Gesichtsfeld heraustrat. Ich atmete einmal tief durch, um mich wieder ganz zu sammeln, ehe ich mich umwandte, um die letzten paar Schritte zu meiner Wohnung zu gehen.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise - von Liciniana Aglaia - 03-12-2025, 11:24 AM

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