Zwar klang die Stimme des Hausverwalters milde, doch Nefertem bekam den Gedanken nicht aus seinem Kopf, dass sich Apollinaris innerlich über ihn amüsierte. Ein Gedanke der Nefertem ganz und gar nicht gefiel. Wenngleich er seine Gedanken für sich behielt und Apollinaris stattdessen kaum merklich zunickte.
“Es war tatsächlich ein langer Tag mit vielen neuen Eindrücken Hausverwalter Apollinaris.“ Pflichtete der Dunkelhaarige dem Bärtigen bei. Schließlich wollte er unter keinen Umständen, dass man ihn für hochnäsig oder arrogant hielt. Oder dass er sich für etwas besseres hielt. Denn dies war Nefertem definitiv nicht. Und so würde er auch niemals denken. Waren sie doch alle Sklaven im Hause der furischen Gens.
“Dennoch vielen Dank für dein freundliches Willkommen.“ Fühlte sich Nefertem noch bemüßigt an seine Worte anzufügen. Bevor er sich auch schon der Türe näherte, welche im nächsten Augenblick aufgestoßen wurde und ein Rotschopf das Officium des Hausverwalters betrat. Beli, so hieß der Rothaarige, war also der Cursor des Haushaltes. Eben jener Beli sollte ihm nun alles zeigen. Eine Verbeugung erfolgte an den Hausverwalter, als Nefertem dem quirligen Beli, der schüchtern in seine Richtung blickte, nachfolgte. Denn Beli war es, der ihn nun auf den Gang vor das Officium des Hausverwalters geleitete. Die Türe ins Schloss zog und Nefertem tief durchatmete. Die erste Bewährungsprobe hatte er wohl mit Bravour bestanden, oder?
Beli tippelte nervös neben dem neuen Cubicularius einher und blickte dabei immer wieder zu Nefertem empor. Denn der Dunkelhaarige war doch einige Köpfe größer als der kleinere Cursor.
“Ich bin aufgeregt.“ Gestand Nefertem und Beli schüttelte kaum merklich seinen Kopf.
“Das brauchst du nicht. Die furische Familia ist sehr, sehr nett. Die anderen Sklaven und Sklavinnen sind auch alle sehr, sehr nett.“ Plapperte Beli weiter und Nefertem nickte auf seine Worte. Von dem gelockten Cursor ließ er sich zuerst in die Küche bringen. Dort konnte er zwei Frauen erblicken. Eine davon war jünger, die andere etwas älter. Zumindest vermutete dies der neue Cubicularius. Beli stellte Nefertem den beiden Frauen vor. Dies mussten wohl besagte Küchenfeen Sabi und Seang sein, von denen Apollinaris gesprochen hatte.
“Salve.“ Ließ Nefertem seine leise Stimme erklingen und erntete von den beiden Frauen ebenfalls eine Begrüßung. Daraufhin wurde er von Beli regelrecht genötigt am Tisch Platz zu nehmen und es war der kleine Cursor der einen Brei für Nefertem aus einer Schüssel in eine kleinere Schüssel löffelte. Jene Schüssel schob Beli direkt vor Nefertem und platzierte sich neben dem neuen Cubicularius. Offenbar hatte er in Beli sogleich einen Freund im furischen Haushalt gefunden. Denn obwohl der Rotgelockte etwas schüchtern wirkte, so war er doch neugierig.
Nachdem Nefertem seinen Brei gegessen hatte, war es Beli der ihn zu den
Sklavenunterkünften führte. Dort deutete der Cursor auf ein freies Bett und meinte, dass die Truhe vor dem Bett seine sein könnte. Dort könnte er seine persönlichen Habseligkeiten hinein legen. Es würde auch nichts wegkommen. Nefertem nickte dankbar und schielte kurz gen Beli. Als er sich der Truhe näherte und den Deckel empor klappte. Schon ließ er den Lederbeutel mit seinen feinen Tuniken hineingleiten. Das Ledersäckchen mit den Silbermünzen trug Nefertem weiterhin dicht an seinem Körper. Würde, wenn nötig sogar damit nächtigen.
“Vielen Dank Beli für deine Führung.“ Sprach der Dunkelhaarige mit seiner ruhigen Stimme an den Rotgelockten gewandt. Und Beli strahlte.