RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
Die Männer unterhielten sich. Es ging um irgendeinen langweiligen Kram, irgendetwas mit Dokumenten – ich hatte keine Ahnung. Und auch kein Interesse. Doch mein Erscheinen ließ den Dicken, Plautius Montanus, aus dem Gespräch abdriften. Sein Blick blieb an mir haften – unverhohlen und schwer –, und ich konnte ihn unmöglich übersehen. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken. Statt mich aus der Ruhe bringen zu lassen, hielt ich seinem Blick mit höflicher Gelassenheit stand.
Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, kühl genug, um Distanz zu wahren, doch freundlich genug, um keine offene Zurückweisung darzustellen.
"Mein Name ist Norbana Orestilla", sagte ich ruhig, als ich mich zu Leander gelegt hatte. Ich ließ mich nicht von Montanus’ überschwänglicher Art anstecken.
Ein Sklave reichte mir einen Becher mit stark verdünntem Wein. Ich nahm einen kleinen Schluck – eine beiläufige Geste, als wäre die Angelegenheit damit bereits abgeschlossen. Doch seine unverhohlene Bewunderung blieb spürbar, und als ich den Becher absetzte, erwartete ich beinahe schon die nächste schmeichelhafte Bemerkung. Sollte sie kommen, würde ich sie mit derselben ruhigen Höflichkeit abtun, mit der ich auch seine erste Frage beantwortet hatte.
Doch bevor Montanus erneut den Mund öffnen konnte, durchschnitt eine andere Stimme die Luft.
"Setz dich besser auf diesen Korbstuhl, bevor du dir erneut den Nacken verspannst", wies Leander mich an. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Dass er mich nicht mit Zärtlichkeit überschütten würde, war mir klar. Aber diese öffentliche Kühle war schärfer, als ich erwartet hatte.
Ich hielt inne. Mein Gesicht blieb unbewegt, doch in meinem Innersten zog sich etwas zusammen.
Ja, er war wütend auf mich. Das spürte ich jetzt deutlich. Und so ließ er es mich wissen: Er wollte mich nicht an seiner Seite haben, nicht als seine Frau, nicht einmal als Teil dieser Runde.
Das tat weh.
Meine Finger schlossen sich fester um den Becher. Ich zwang mich zu einem Lächeln, elegant und beherrscht, und setzte mich mit anmutiger Selbstverständlichkeit auf den Korbstuhl. Dann strich ich den Saum meiner Tunika glatt, als wäre es von Anfang an so geplant gewesen.
Leander sprach weiter, als wäre ich Luft. Als wäre ich bloß ein hübsches Dekorstück, das zufällig anwesend war. Ich hätte mich gedemütigt fühlen können. Vielleicht hätte ich es auch, wenn ich nicht längst gewusst hätte, dass mein Mann mich für eine Lügnerin hielt.
Aber ich war nun eine römische Matrona. Und eine Matrona ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken.
Ich hob das Kinn, ließ den Blick über die Männer schweifen, als berührte mich ihr Gespräch ebenso wenig wie sie sich von meiner Anwesenheit gestört fühlten. Wenn Leander glaubte, er könne mich mit Missachtung bestrafen, dann würde er sich bald wundern.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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