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Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken
04-09-2025, 07:38 PM,
Beitrag #4
RE: Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken
Wenigstens hatten die beiden den Anstand, schuldig auszusehen. Auch wenn es Leander ernsthaft sehr schwer viel, ruhig zu bleiben und sich anzuhören, was seine Frau zu sagen hatte, gestand er den beiden immerhin das zu, dass sie jetzt, wo der Schaden angerichtet war, sich schuldig fühlten. Auch wenn seine Frau nicht wirklich zu verstehen schien, worum es ging und mit der seiner Ansicht nach dümmsten Ausrede der Welt als Begründung ankam. Er hob eine Hand an sein Gesicht und rieb sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel, um Kopfschmerzen zuvorzukommen, mit leidlichem Erfolg.
“Das ist Schwachsinn. Niemand platzt, nur weil er keinen Sex haben kann“ sagte Leander so ruhig wie möglich unter den gegebenen Umständen mit zugekniffenen Augen und der Hand weiter an der Nasenwurzel.
Er atmete noch einmal tief durch, ehe er die Augen öffnete, die beiden ansah und den Kopf schüttelte. “Und nein, ich kann das ernsthaft nicht verstehen. Ein paar Stunden, Orestilla, das wäre alles gewesen. Ein paar Stunden sich erwachsen benehmen, wie eine Hausherrin und nicht… wie ein zweijähriges Kind, das sich nicht anders zu helfen weiß, als seinen Wünschen und Emotionen nachzugehen und sich bei Überforderung auf den Boden wirft und schreit.“
Er schüttelte wieder den Kopf, denn ja, er war sehr schwer enttäuscht, von allen beiden. “Ich habe wirklich nur sehr wenig verlangt, als ich mein Einverständnis dir erteilt habe, dass du deinen eigenen Neigungen nachgehen und sie erkunden kannst. Aber die absolut wichtigste, auf die ich mit sehr ausführlicher Erklärung bestanden habe, war absolute Diskretion. Aber ich glaube nicht, dass ihr beide auch nur annähernd wisst, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Wie sonst könntet ihr in einem fremden Haus, dessen Bewohner ihr absolut nicht kennt, am helllichten Tag auch nur auf die Idee kommen, dass es eine gute Idee wäre, dann zu vögeln? Dass meine Verwandten gewartet haben, dass ICH gewartet habe, ist da nur die Krönung des ganzen. Habt ihr auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, dass jeder der Sklaven hier an der Tür vorbeigehen konnte? Dass die Sklaven hier genauso reden wie alle anderen Menschen auch und etliche dich, Orestilla, schon davor gesehen haben, völlig unverspannt durch die Gegend hüpfend? Und dass mehrere Sklaven mitbekommen haben, wie du Nicander in dein Cubiculum befohlen hast? Dass die Sklaven im Bad ihm das ausgerichtet haben und sich jetzt ihren Teil denken werden, wozu er am helllichten Tag zu seiner frisch gebadeten Domina kommen soll? Dass die Sklaven hier auch dein Bett beziehen und die Spuren darin sehen? Und das auch, während wir beim Essen lagen? Und hat einer von euch bedacht, dass ein Sklave, der seine Herrin des Ehebruchs überführt, sich damit die Freiheit verdienen kann, dank unseres großen Imperator Augustus und seinen restriktiven Ehegesetzen?“
Leander ließ diese ganze Litanei der aufgezählten Gedankenlosigkeit erst einmal wirken. Erst nach einer wohldosierten Pause sprach er weiter. “Also ich kenne die Sklaven hier nicht gut genug, um einschätzen zu können, ob einer davon sein Glück versuchen will, indem er seine Domina des Ehebruchs bezichtigt. Und selbst wenn sich keiner traut, lässt mich die ganze Situation schwach erscheinen. Wer hat Respekt vor dem Ehemann, dessen Frau vor seiner Nase mit dem Liebhaber vögelt? Als Hausherr bin ich hier das oberste Gesetz und sollte absoluten Respekt genießen, aber wenn nicht einmal meine Ehefrau und meine mitgebrachten Sklaven mich respektieren, warum sollten es dann die neunundreißig anderen Sklaven hier, die zuvor einem römischen Ritter und nicht einem Landei und dessen wollüstiger Frau dienten?“

Leander wusste immer noch nicht, wie er damit eigentlich wirklich umgehen sollte. Er zweifelte und ver-zweifelte wegen dieser beiden vor ihm. Was hatte er sich seinen Einstieg hier in Londinium doch anders vorgestellt! Und jetzt hatte er die Wahl, entweder selbst Orestilla zu verstoßen, um vielleicht wenigstens ein bisschen Souveränität wiederzuerlangen, oder abzuwarten, wie schlimm das Nachspiel dieser ganzen Sache werden würde, wobei er die Situation die ganze Zeit wie ein Damoklesschwert über sich wissen würde.
“Und das schlimmste ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich euch je wieder vertrauen kann. Denn offenbar ist meine Ehefrau so schwer von ihrem Verlangen getrieben, dass drei Stunden zuviel verlangt sind, die dafür gesorgt hätten, dass all die verräterischen Geräusche und Spuren auch auf mich hätten zurückgeführt werden können, ohne alberne Ausreden wie Verspannungen
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RE: Cubiculum des Hausherrn | Gewitterwolken - von Caius Plautius Leander - 04-09-2025, 07:38 PM

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