Es war ein herrlicher Frühsommertag, als die fesche Nike wieder einmal auf das Vereinsgelände der Factio kam und alle anderen Sklaven und Freigelassenen begrüßte, mal hier und da ein Schwätzchen hielt und dann weiterzog. Sie war schon länger nicht mehr hier gewesen, da sie mit ihrem Dominus in Londinium gewesen war zwecks der Adoption seines Neffen Caelinus, was fast drei Monate in Anspruch genommen hatte und den ganzen Frühling gedauert hatte. Der Dominus erholte sich immer noch von den Aufregungen der großen Stadt, die ihm gar nicht gut bekam.
Allerdings war sie dieses Mal nicht allein, sondern in Begleitung einer stillen jungen Sklavin aus Syria. Anscheinend war die Sklavin eine begnadete Kunsthandwerkerin in mehreren Disziplinen, aber der Dominus hatte ja wie immer nur seine Pferde im Sinn und dachte sich daher einen ganz tollen Plan aus. Sie gab Samira also die große Tour über das weitläufige Gelände und zeigte ihr die Gebäude, ehe sie beim Trainingsgelände ankamen, wo Helios und Iason ihre Runden drehten.
"Das da hinten ist die Casa Albata, dort sind die Pferdeställe und dort der große Schuppen für die Wagen und hier ist das Herzstück - das Trainingsgelände." Eine routinierte Erklärung des Wichtigsten.
Die beiden älteren Freigelassenen Plautianus Hippolytus und Plautianus Agamanthes standen wie fast jeden Tag um diese Uhrzeit mit strengem Blick am Rande des Trainingsgeländes um die Leistung der Pferde, des Materials und der Wagenlenker mit prüfendem Auge zu überwachen, während im Hintergrund Stallburschen und die Bediensteten der Casa hin und herliefen und ihren Aufgaben nachgingen. Sie stellte sich ein wenig abseits vom Trainer und dem Stallmeister zum Wasserbecken und schöpfte sich eine Kelle vom kalten Quellwasser, ehe sie auch Samira die Kelle anbot um sich zu erfrischen.
Ich deutete leicht mit dem Kopf in die Richtung der Freigelassenen.
"Das sind der Stallmeister und der Trainer - Plautianus Hippolytus und Plautianus Agamanthes. Mit denen ist meist nicht gut Kirschen essen, also leg dich nicht mit ihnen an - zumindest nicht mehr als nötig" meinte ich verschwörerisch schmunzelnd. Dann zeigte ich zuerst auf den germanischen Helios mit dem strahlend blonden Haar.
"Das ist der aktuelle Top Auriga, Helios. Und der mit den dunklen Haaren ist Iason, ein junger Nachwuchsfahrer. Helios ist ganz nett, aber bei Iason musst du aufpassen. Der ist hinter jedem Rock hinterher und er glaubt er ist der beste Liebhaber der Welt, nur weil er vor kurzem entdeckt hat, dass man mit dem Schwänzchen nicht nur pinkeln kann." Ich musste laut lachen, was zu einem forschenden Blick der alten Kerle führte, denen ich nur freundlich zuwinkte.