Leander sagte nichts und tat auch sonst nichts, während die beiden nacheinander das Zimmer verließen. Er sah nicht einmal hin, sondern betrachtete die Landschaft, die der Blick aus dem Fenster zeigte, ohne aber
wirklich hinzusehen. Seine Gedanken waren überall und gleichzeitig nirgendwo. Denn nein, so hatte er sich seinen Einstieg in Londinium sicher nicht vorgestellt. Und er war sich sehr unsicher, ob die Entscheidungen, die er getroffen hatte, das widerspiegelten, was er wirklich wollte. Oder ob es das, was er wollte, überhaupt gab.
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Er stand also da, tief in Gedanken, bis Kapaneos eintrat.
“Dominus, du hast mich gerufen?“ verneigte sich der Maiordomus höflich und ruhig und wartete, was Leander von ihm wollte.
Leander ließ ihn noch einen Moment so stehen, ehe er sich ihm zuwandte und kurz nickte.
“Meine Ehefrau ist sich ihrer neuen Rolle und der damit verbundenen Verantwortung aufgrund ihres Alters noch nicht so bewusst. Deshalb ist es möglich, dass ihr Verhalten zu Gerüchten beiträgt.“
Kapaneos bemühte sich sofort, zu beschwichtigen.
“Niemand in diesem Hause würde es wagen, schlecht über die Domina zu denken...“
Leander warf ihm einen wissenden Blick zu, der Kapaneos auch gleich verstummen ließ.
“Ich wünsche, darüber informiert zu werden, wenn so etwas passiert. Um solchen Gerüchten vorzubeugen habe ich Nicander vorsorglich verboten, sich allein mit ihr hinter geschlossenen Türen aufzuhalten. Er ist ein junger, gutaussehender Sklave, das führt erfahrungsgemäß zu Spekulationen. Ich wünsche, dass selbiges von dir auch bei den anderen männlichen Sklaven in Erinnerung gerufen wird.“
Eigentlich war Leander kein eifersüchtiger Mensch und er hasste, zu solchen Maßnahmen gezwungen zu sein. Aber sein Vertrauen war im Moment nachhaltig erschüttert und er brauchte einen plausiblen Anlass dafür, Kapaneos subtil zur Überwachung seiner Regeln anzustiften. Wenn diese Regel für alle männlichen Sklaven galt, war das einfacher.
Kapaneos verneigte sich erneut. “
Es wird geschehen, wie du es wünscht, Dominus.“