"Ihr sehnt euch doch nur nicht nach der Zivilisation, weil ihr sie noch nicht kennt! Wer wird denn den Lehmboden einer Strohhütte einem Mosaikboden mit Heizung vorziehen?!", lachte Saturninus, aber er meinte es eher gutmütig und nicht spöttisch, und er gab Nivis einen Kuss:
"Ich bin übrigens auch sehr dafür, dass die Dinge wachsen und gedeihen. Wenn sich ein Volk freiwillig unter Roms Schutz stellt, so wird es erfahren, wie gütig wir Römer sein können. Wohlstand und Handel winken denjenigen....", er unterbrach sich selbst, als Nivis so in sich hinein lächelte und davon sprach, dass er
selbst etwas gesät haben könnte, was wachsen würde.
"Du meinst?", Saturninus vergaß die Politik, als er den Vergleich von Nivis endlich verstand und ihm ein Öllämpchen aufging:
"....dass wir ein Kind bekommen? Ein Kind! Oh Nivis, das ist schön!" Er küsste sie, wenn auch wesentlich keuscher als heute Morgen.
Ausgerechnet jetzt, dachte er,
wenn Nivis schwanger ist, dann schlafe ich nicht mehr mit ihr. (Er hatte sich den
Familienfluch soweit zurecht gelegt, dass er nur galt, wenn er davon auch Kenntnis hatte oder man es sah. Schließlich konnte er nicht jede Gespielin vorher fragen, ob sie nicht in den Tiefen ihres Leibes eine Schwangerschaft verbarg...)
Nur - wer konnte im Moment seine Gespielin sein? Kiki war noch in Londinium.* Serena war auch schwanger, doch an seine Gattin hätte er kaum in diesem Zusammenhang gedacht. Sie hatte wenig Freude am Dienst für Venus. Sklavinnen und Prostituierte konnten zwar die ärgste Not lindern, aber der Furius mochte es lieber, eine hingebungsvolle Geliebte im Bett zu haben. Ein wenig seufzte er, doch eine gewisse Betrübtheit und Stolz auf die eigene Zeugungskraft (er glaubte sofort, dass das Kind von ihm war) hielten sich die Waage:
"Sehr schön", wiederholte er etwas mechanisch:
" Ich werde dir zwei meiner Sklavinnen schicken, damit sie dir ab jetzt zur Hand gehen. Und die Weberei....ist das nicht zu anstrengend in deinem Zustand? Brauchst du einen Gehilfen? "
Er streichelte ihren Bauch:
"Und ich dachte, dass ich dich nur herausgefüttert hätte! - dabei wirst du seine Mutter"
Saturninus rechnete mit einem Sohn. Er hatte bereits zwei Söhne und Keltinnen waren ein starkes, zähes Volk; bestimmt würde auch Nivis einen Jungen gebären.
* Sim off: Saturninus weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er nach Londinium versetzt wird