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Die Geheimnisse der Albata
05-04-2025, 11:37 PM,
Beitrag #8
RE: Die Geheimnisse der Albata
Samira hatte das Zögern bemerkt dieses flüchtige 'Os… Hélios'. Eine Silbe zu viel, ein Gedanke zu wenig unter Kontrolle. Sie speicherte es, wie sie alles speicherte: reglos, wortlos, tief unten, wo es später Bedeutung entfalten konnte.

Sie sagte nichts dazu.

Stattdessen sah sie zu den Pferden, als er die Namen nannte. Xanthos. Balios. Astraios. Phaeton. Ihre Augen blieben auf jedem Tier ein paar Herzschläge lang ruhen, während ihr Kopf sich leicht neigte, keine Geste der Unterordnung, sondern der Anerkennung.

Als seine Frage kam, unbeholfen formuliert, tastend … blieb sie still. Er musterte sie, zu direkt für jemanden, der behauptete, zurückhaltend zu sein. Doch Samira erwiderte den Blick nicht. Sie ging nicht in den Kampf, den er ihr vielleicht angeboten hätte. Stattdessen trat sie an Balios heran. Ihre Finger fanden instinktiv die Linie zwischen Muskel und Geschirr, glitten langsam darüber, prüften Druckpunkte, ohne ihn zu verändern. Balios schnaubte leise, doch er wich nicht zurück. Die Verbindung war da, wenn auch flüchtig.

Erst dann hob sie den Kopf.

"Nein", sagte sie. "Aber ich habe gesehen, was passiert, wenn das Gleichgewicht fehlt. Beim Wagen. Beim Geschirr. Beim Lenker."

Sie trat zurück zum Wagen. Ihre Bewegungen waren kontrolliert, als folgte sie einem inneren Plan. Ein Fuß, dann der nächste. Der Griff an die Seitenwand, fest, aber nicht hastig. Ihr Körper wusste, wie man auf engem Raum nicht zur Last wird. Kein Stolpern. Kein Zögern. Als sei sie schon oft hier gewesen.

Sie stellte sich neben ihn, ohne ihn zu berühren, aber nah genug, dass er sie nicht ignorieren konnte. "Ich bin nicht hier, um dich zu korrigieren. Ich bin hier, damit du nicht irgendwann mit einem zerbrochenen Rad und drei verstörten Pferden am Rand der Arena liegst."

Sie sah ihn jetzt an. Nicht scharf. Nicht weich. Nur offen. Das war das Höchste, was sie gab … Ehrlichkeit ohne Absicht.

Dann wandte sie sich ab und stellte sich an den Rand des Wagens. Ihr Blick ging nach vorn, zu den Pferden. Ihre Schultern blieben ruhig, aber ihre Haltung war bereit. Die Füße leicht versetzt, das Gewicht verlagert, wie man es gelernt hatte, wenn man wusste, dass Bewegung jederzeit kommen konnte. Das Holz unter ihr ächzte leise. Der Wind begann, mit den losen Strähnen ihres Haares zu spielen.

Sie sagte nichts mehr. Sie wartete. Ob er losfuhr, würde ihr mehr sagen als jede Antwort.
[Bild: 3_15_08_22_9_44_23.png]
Aulus Plautius Montanus
Zeugmeisterin der Factio Albata
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