Cassia sagte, dass es gefährlich war. Da hatte sie Recht. Auch wenn weder die Furier noch die Claudier von hier waren; die Sklavenjäger waren oft Einheimische, und sie hatten Spürhunde:
"Die Römer kriegen uns nicht. Die bleiben hübsch auf ihren gepflasterten Wegen und trauen sich nicht in den Wald hinein. Und bevor sie die Sklavenjäger rufen, müssen wir schon über alle Berge sein", sagte ich:
"Dies hier ist auch mein Land, das darfst du nicht vergessen, Cassi"
Mein Land, ja. Doch ich kannte nicht viel davon. Ich war, bevor ich römischer Sklave wurde, schon bei meinem eigenen Volk nur ein Sklave gewesen. Meine Mutter war eine Sklavin gewesen und mein Vater ein Sklave. Cassia war wenigstens frei geboren, bevor ihre Eltern sie verkauft hatten.
"Im Waisenhaus, wo ich arbeite..." Domina Sabina hatte mich für diesen Zweck verliehen, da sie mich ohnehin zu anderer Arbeit nicht zu gebrauchen wusste:
"...Sind sie es gewöhnt, dass sie nach mir rufen, und ich erstmal nicht komme. Das Gelände ist weit und immer ist was auszubessern. Der Schweinestall ist am weitesten vom Haus weg, dort werde ich ein Loch in den Bretterzaun reißen und dann dort bleiben, um es zu reparieren. So wird man mich lange nicht vermissen und glauben, dass ich dort bei den Schweinen übernachte"
Wieder schaute ich mich um, damit keiner uns belauschte:
"Wir dürfen nicht viel mitnehmen. Unser Peculium und ein Umhang müssen reichen, und nur so viel Vorräte, wie wir für einen Tag brauchen"
Alles andere wäre zu auffällig. Ich dachte an meine Zeichensachen, die ich von dem Geld gekauft hatte, welches uns die Domina zu den Saturnalien schenkte. Sie waren wohlverwahrt in einer kleinen Truhe unter meinem Bett und dort würden sie wohl für immer bleiben.
Ich hoffte sehr, dass Leon die furische Haustür bewachte. Er war freundlich, und er würde Cassia vielleicht einfach so rauslassen. Doch dann dachte ich daran, dass Leon bestimmt wegen Cassia Prügel kassieren würde, wenn sie verschwand. Das wollte ich nicht. Der furische Ianitor war unser Freund:
" Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns mal auf dem Dach getroffen haben? Dort musst du wieder hin, auf mich warten - und herunterspringen, wenn ich drei Mal wie ein Käuzchen rufe. So...", ich machte einen Käuzchenruf nach:
"Ich hole dich ab und fang dich auf"
Wir hätten uns vor dem Stadttor treffen können, aber ich brachte es nicht über mein Herz, dass Cassia sich ganz alleine rausschleichen sollte.
"Wenn wir dann an das Tor kommen, hälst du den Mund, weil du kein Britonisch sprichst, und ich versuche, dass wir uns einem Bauern, der nach Cheddar fährt, anschließen können. Wir sind doch nur zwei Kinder, wir fallen hoffentlich nicht auf"
Mein Herz klopfte, als ich Cassia meinen Plan erzählte. Fast verließ mich der Mut.
Cassias Hände zitterten, aber ihre Augen leuchteten. Oh, dieses Leuchten in diesen Äuglein. Ich musste nun der Mann sein und Verantwortung tragen:
" Tun wir es gleich! Auf was warten wir? Nachher kommt bald schon der Sklavenbhändler und will dich abholen! Morgen Abend zur elften Stunde warte ich auf dich", das war um die Zeit des Sonnenuntergangs:
"Ich liebe dich, Cassi! Ich will mit dir zusammen sein, und sie sind ja selber Schuld, wenn sie uns trennen wollen!"