RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Fintan war noch ganz gefesselt von dem Anblick der beiden ungeschickten Kinder auf dem Dach, als ihn eine Stimme ablenkte, die er nicht geglaubt hatte, heute noch zu hören.
Als er sich zu Cinead umwandte, strahlte sein Gesicht ganz kurz und sein Körper machte wie von selbst eine Bewegung nach vorn. Abrupt hielt er jedoch inne, denn sein Bruder hatte sich bereits wieder abgewandt und betrachtete nun das Treiben auf dem Torplatz.
"Cin!", sagte er verdattert, wenn auch erfreut, hielt jedoch kurzen Abstand. Cinead war nicht die Art Person, die umarmte. Gesehen hatten sie einander seit der Reise nach Norden nicht mehr. Alun und er waren allein zurückgereist. Ach, Alun... "Dir geht's gut! Den Göttern sei Dank."
Was wollte er nicht alles sagen. Reden. Über Fintan. Über die anderen. Über Cathbad. Doch er wusste nicht, wer seiner Brüder den Alten umgebracht hatte. Und wer deswegen zornig werden würde.
Zum ersten Mal kamen keine Witze über Fintans Lippen. Die Arbeit und die Geduld seines Meisters halfen, ihn zu heilen und Fintan brauchte im Augenblick keine Maske, um sich zu schützen. Sein Mittel der Wahl, um seine Brüder aufzuheitern, hatte schließlich nichts als Kummer und Zorn gebracht.
"Wie... Wie geht es dir? Und... Und den anderen? Weißt du, wo sie sind?"
Es war ein anderer Fintan. Er wirkte unsicher, fahrig. Ganz als wisse er noch nicht, ob er Cinead überhaupt willkommen war. Denn mal ehrlich, wem war Fintan denn schon willkommen? Er war der ungeliebte Bruder, der nichts als Ärger machte. Natürlich mieden sie ihn.
Falke
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