(06-21-2025, 07:56 PM)Cassia schrieb: Während sie fieberhaft in die Tiefe blickte und spürte wie ihr das Herz bis zu den Ohren dröhnte. “Braaaaaaaan…“ Wimmerte Cassia zwischen ihren fest aufeinander gedrängten Lippen hervor. Denn natürlich wusste sie, dass sie eigentlich kein verräterisches Geräusch von sich geben durfte. Aber hier ging es um Bran. Um Bran der soeben vom Dach gestürzt war. Hastig rauschte das Blut durch Cassias Ohren, deren Lippen kreidebleich geworden waren. Zum Glück rappelte sich Bran in just diesem Moment auf und strich sich über seine nun etwas lädiert aussehende Tunika. “Bist du verletzt Bran?“ Stellte die furische Sklavin die naheliegendste Frage und hielt verzweifelt ihre Tränen zurück. Denn diese stauten sich in ihren Augen und drohten überzulaufen.
“Bran, warte. Nicht so schnell.“ Forderte die Sklavin mit angestrengter Stimme und zuckte im nächsten Moment zurück, als der Tempelwächter auf den Sklaven aufmerksam wurde und drohend seinen Stock schwang. Der bedrohlich wirkende Tempelwächter näherte sich mit raschen Schritten und ließ seinen Stock auf den armen Bran niedersausen. Beim ersten Schlag japste Cassia erstickt nach Luft und hielt sich ihre Hand vor die Lippen. “Nein, nein, nein Bran.“ Wimmerte der Lockenkopf und starrte aus nun tränenverschleierten Augen in die Tiefe. Der Tempelwächter ließ dann jedoch relativ rasch von Bran ab und zischte ihm noch etwas zu. Was Cassia nicht verstand. Denn sie hatte sich wohlweislich zurück gezogen. Nun lugte sie aber doch wieder über den Rand des Tempeldachs und rief Brans Namen.
Mir war nix passiert. Ich hatte in meinem Leben schon mehr Prügel bezogen als von dem tatterigen Tempelwächter. Aber Cassi war natürlich fürchterlich erschrocken, und die Tränen kullerten. Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite zog Cassia die Aufmerksamkeit auf sich. Wer es bisher nicht mitbekommen hatte, dass ich Bran hieß - hier bitte schön, das wusste nun jeder. Auf der anderen Seite war es so niedlich, wie Cassia sich um mich Sorgen machte.
Ich winkte ihr zu, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Leider hatte aber auch der Tempelwächter gesehen, dass ich winkte und mich immer noch vor dem Tempel rumtrieb, obwohl er mir befohlen hatte, zu verschwinden. Also stapfte er wieder zurück, und er fuchtelte mit seinem blöden Stock in der Luft
herum:
"Blöde Barbarenbrut! Wenn ich dich erwische....", rief er, doch dann stutzte er, denn er hatte wohl Cassias Kopf, der über dem Rand des Tempeldachs schwebte, bemerkt:
"Bei den Furien der Unterwelt, da sind ja ZWEI von dieser Bagage! Hee, runter vom Dach!", er wollte nach Cassia schlagen. Das konnte ich nicht zulassen. Wie ein Widder nahm ich Anlauf und rammte dem Alten meinen Kopf in den Bauch. Der sagte gerade nochmal "Runter vom Dach". Dann hatte es sich ausgeruntert. Er schnappte nach Luft und nun kreischte er nach einer Patrouille. Iscalis hatte keine Vigile, aber es gab Soldaten, die für Ordnung sorgten. Eine Streife hätte uns gerade noch gefehlt.
"Cassi, lauf!", rief ich halblaut. Sie war ganz schön schnell - zumindest für ein Mädchen. Ich hoffte, dass sie in eine Richtung laufen würde und ich in die andere.Irgendwo in den Gassen trafen wir uns wieder.
Ich drehte den Kopf, um zu sehen, was sie machte. Der Tempelwächter ließ Cassia Cassia sein und kam hinter mir her. Da ich den Kopf drehte, passte ich nicht auf - und
padauz...
ich war voll in den einen der "Sklavenjäger" reingerannt. Nicht in den mit dem Sattel auf der Schulter, sondern in den mit den kürzeren Haaren, der uns ganz am Anfang schon gesehen hatte.
"Tschuldigung!", sagte ich und hob die Hände:
"War keine Absicht", ich rechnete damit, dass er jeden Moment seinen Kumpanen rief, um mich einzufangen:
" Ich bin nur ein armer Bauernjunge, tu mir bitte nix, Fremder"... nur ein Bauernjunge und keinesfalls ein Claudiersklave, dachte ich.