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[Publius Gabinius Secundus]

Stella hatte wie so oft recht; wenn Mutter krank war, würde Vater es doch schreiben, wenn er seinen Brief dem Silberhändler Andrippus mitgab. Ich hielt inne und streichelte mit meiner reichlich rauhen Hand den Hals meiner Fridila:
"Sie werden schreiben", wiederholte ich: "Ich danke dir für dein Verständnis. Ich weiß doch, wie sehr du dich auf die Sabrinamarschen freust. Das tu ich ja auch! Meine Eltern werden Quiwon und Stellula sehr lieben, wenn sie sie nur endlich kennen lernen", es war mir ein Stein vom Herzen gefallen, da Stella meine Sorgen beschwichtigte, und nun lachte ich vergnügt:
"Auch dich werden sie lieben, wenn du dich denn zu den wilden Chatten traust" 
Das war übertrieben; mein Vater war ja Veteran und römischer Bürger. Aber Gerlinda hatte durchaus etwas Wildes; nicht wild im Sinne von grausam oder ungebärdig, sondern im Sinne einer tiefen Verbundenheit mit den Kräften, die in den ernsten Wäldern des Nordlandes webten und nicht recht in unsere moderne Zeit passten. Sie sah allen ins Herz, und es kümmerte sie nicht, ob Sklave oder Kaiser vor ihr standen. Ich war mir sicher, dass sie meine Stella lieb haben würde wie ich sie auch liebte.
So langsam küssten die letzten Sonnenstrahlen den Boden. Es wurde kühl. Ich schob mich heraus aus dem Wasser und holte ein weiches großes Badetuch, um Stella darin einzuwickeln wie ein Kind. So hob ich sie hoch, meine Elfe:
"Gehen wir zurück, meine Fridila. Nach diesem erfrischenden Bad werden wir gut schlafen"
Wir zogen wieder unsere leichten Sommergewänder über und nur Sandalen an die Füße. Hand in Hand gingen wir den Weg zum Haupthaus. Das hier war unser Land, und ich hörte unsere Leute rufen und singen, die Nachtigallen schlugen und ein gelber großer Mond stand über unseren reichliche Frucht tragenden Apfelbäumen selbst wie ein großer himmlischer Apfel. Irgendwo erklang das Begrüßungswiehern von - ich erkannte Marix. Ich dachte an die Göttin Idun mit ihren Äpfeln der ewigen Jugend, und ich flüsterte Stella einen alten Vers zu:

"In Asgards Gärten, wo die Zeit verweilt, 
steht Idun, hold, mit Äpfeln rein und gold, 
ihr Lachen schenkt, was keine Macht entreißt: 
die Jugendglut, der nie ein Winter grollt

Ihr Haar, geflochten aus dem Licht der Sonne
ihr Auge wie ein See so blau und klar
Die Götter trinken aus den Früchten Wonne, 
der Saft der Ewigkeit rinnt süß und wunderbar

So schenk uns, Göttin, deiner Gaben Fülle, 
dass Liebe ewig, wie dein Apfel, glüh!",

dabei küsste ich meine Fridila. Denn alles, was die göttliche Idun, die sie hier bei den Kelten Brigid nannten,  einem Sterblichen gewähren konnte, hatte sie mir mit meiner Ehefrau bereits gewährt.