RE: Was unverhofft geschieht
Es war reiner Zufall gewesen, dass Kendra gerade in der Nähe war, als der Mann einen Schrei von sich gegeben hatte und schon zu Boden ging, während sie sich gerade noch suchend umwandte.
Die junge Brigantin war noch nicht lange in der Stadt, erst seit wenigen Tagen, und war noch dabei, hier anzukommen und sich einen Überblick über diese riesige Ansammlung von Häusern zu verschaffen. Was gar nicht so leicht war, aber aus rein praktischen Gründen und einer gewissen Vorsicht vor den Römern hatte sie ihre Erkundungen für den Anfang auf den Teil der Stadt beschränkt, in dem sich vornehmlich die keltischen Bewohner der Stadt aufhielten beschränkt. Ein wirkliches Ziel hatte sie nicht, sie kannte die Stadt nicht, man kannte sie nicht, und darum hatte sie bislang auch als Heilerin noch nicht viel zu tun. Sie hatte eine Anzeige gelesen, dass ein Römer einen Partner suchte, was verlockend klang, aber noch war sie unsicher, ob es das war, was sie wollte.
Wie auch immer, eine Sprachbarriere hatte es also nicht gegeben, als der Mann, ein Bauer aus dem Umland, auf einem Stein falsch aufgetreten und mit dem Knöchel umgeknickt war. Ohne lange zu zögern war Kendra zu dem Liegenden geeilt, hatte seine Frau und den Jungen zur Seite geschoben und erklärt, dass sie sich mit solchen Dingen auskannte. Offensichtlich war sie überzeugend genug gewesen, denn man hatte sie gewähren lassen, und ein rascher Blick auf den Fuß des Mannes hatte gezeigt, dass der Knöchel durchaus mitgenommen war und wohl bald anschwellen würde. Zudem hatte der Mann eine kleine Wunde am Kopf, da er bei seinem Sturz unglücklich aufgekommen war.
Die vermeintliche Frau des Mannes kniete neben ihr und war den Tränen nicht mehr nur Nahe, aber nach einem Griff in eine ihrer Beutel griff Kendra ihr Handgelenk und sprach energisch auf die aufgelöste Person ein. „Zerdrück diese Blätter, leg sie auf eine Wunde und drücke ein Tuch darauf.“ Schafgarbe würde helfen, aber die Wunde am Kopf war nebensächlich und halb so schlimm. Immerhin wäre ihr die Frau nicht mehr im Weg, wenn sie sich der wirklich ernsthaften Verletzung annahm, die für einen Bauer durchaus ein gewaltiges Problem sein konnte.
Sie blickte dem Bauer in die Augen, immerhin wirkte er benommen, aber gefasst. „Bete mit mir zu Brigantia. Sie wird uns beistehen.“, sagte sie, und wusste, dass die Göttin helfen würde. „Schenke diesem Mann deine Kraft…“ Dann schaute sich den Knöchel an.
„...lass die Erde ihm Stärke verleihen…“ Sie murmelte vor sich her, dann schüttelte sie energisch den Kopf, dass ihre Zöpfe flogen.
„Wir brauchen eine Schiene. Ein Stuhlbein, oder so etwas.“ Kendra schaute auf und in die sie umgebende Menge.
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