Endlich gab er seine Zurückhaltung auf, und doch war er fast schon zärtlich dabei. Erst schloss er mich in seine Arme, als wollte er prüfen, ob ich das hier wirklich wollte, und dann küsste er mich. Und Götter, er konnte küssen. Wie ein Verhungernder, dem Nektar und Ambrosia gereicht wurden, während seine Hände mich dichter zogen, so dass ich sehr deutlich fühlen konnte, was er jetzt wollte. Und ich wollte es auch.
Meine Händen fanden ihren Weg zu seinen starken Schultern, seinem Nacken, zogen ihn dichter, während ich ihn mit leisem Stöhnen wissen ließ, dass es mir gefiel und mein Körper sich an seinen schmiegte. Warum nur hatte ich heute
dieses Kleid angezogen und keinen Chiton, der meinen Beinen die Freiheit gelassen hätte, ihn zu umschließen? Egal, das war zu ändern. Sobald er mich wieder leicht absetzte, zog ich mich nur kurz so weit zurück, um meinen Gürtel mit geübten Handgriffen zu lösen, wobei ich mir einen weiteren Kuss stahl. Beim Ausziehen des Kleides half er mir. Ich war gerade noch so berechnend, den Stoff nicht einfach in die Pfütze zu unseren Füßen fallen zu lassen, sondern ein wenig in die trockene Ecke des Raumes zu werfen, ehe ich mich wieder ganz und gar Owain widmete.
Das hier war anders als das geschäftliche. Das hier tat ich nicht, weil ich jemanden umgarnen wollte, weil ich einen Kunden gewinnen wollte, Sicherheit oder Reichtum wollte, nicht weil ich Schutz brauchte oder Einfluss nehmen wollte. Nicht, weil ich dafür bezahlt wurde. Nein, das hier, das war ganz allein für mich. Ganz allein das, was ich wollte, und ich genoss es so viel mehr, als gut für mich war, als meine Beine schließlich seinen Körper umschlossen und ich ihm all das ganz frei schenkte, wofür andere so teuer bezahlten.
Und es war gut. Vielleicht war es die Tatsache von neuer, fremder Haut, oder der Hunger auf Freiheit, den wir beide wohl besaßen, vielleicht die Tatsache, dass ich nichts spielen musste und keine Kontrolle behalten musste, sondern mich einfach fallen lassen konnte. Aber ich erlebte einen wundervollen Höhepunkt, der mich auch danach zitternd in seinen Armen zurückließ. Und ich küsste noch lange sanft und zärtlich seine Haut, bis wir beide wieder in der wirklichen Welt zurück waren.
“Danke“, sagte ich leise mit einem sanften Kuss, ehe wir uns lösten. Ich lächelte ihn an und fühlte mich einfach nur wohl im Moment. Fast beschwingt. Auch wenn mir natürlich klar war, dass das vermutlich mehr Probleme brachte, als es löste. Aber das war mir egal, das war etwas, das ich nur für mich getan hatte, und ich wollte das gar nicht bereuen.
Ich war noch nicht bereit, mich ganz zu lösen, also streichelte ich über das Tattoo und fuhr die Linien nach, die sich tatsächlich wieder in sich selbst verschlossen.
“Ouroboros“, sagte ich und schaute ihn dann an.
“Mein Volk nennt so etwas einen Ouroboros. Einen ewigen Kreis. Eine Schlange, die den eigenen Schwanz beißt.“ Wobei die normalerweise einen Kreis bildeten und das hier viel komplizierter war.
Meine Finger glitten weiter streichelnd über seine Haut. Ich wollte noch nicht loslassen. Dumm, ich weiß, aber ich hatte wenige Dinge, die wirklich nur für mich waren.
“Du solltest in das Becken noch steigen und das warme Wasser genießen“, sagte ich, auch wenn es mir widerstrebte, ihn dafür loslassen zu müssen. Aber wir konnten nicht ewig so bleiben.