RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Scheiße.
Ich hatte mich gerade einigerma0ßen hergerichtet, als gleich ein ganzes Contubernium Legionäre hereinkamen, angeführt von einem – kurzer Kontrollblick – Tribunen, die hier irgendeine Durchsuchung machen wollten. Weshalb? Hatten die einen Tipp wegen der Waffen, die Owain gefunden hatte? Mir kam kurz der Gedanke, dass die waffen da absichtlich platziert worden waren, um ihm und mir eine Falle zu stellen. Aber das war albern. Selbst wenn Iulius Cato das geplant haben sollte, wie sollte er denn wissen, dass ich diese Schmiede hier pachten würde? Der Entschluss dazu fiel ja erst vor vier Tagen relativ spontan. Nein, das war dann doch zu paranoid.
Ganz und gar nicht paranoid war meine Angst, als zwei Männer mich packten und mir zu verstehen gaben, dass sie mich gleich vergewaltigen wollten, sobald der Tribun mit mir fertig war. Das war eine sehr reale und greifbare Gefahr, der ich in meinem Leben nicht zum ersten Mal ausgesetzt war – brachte der Beruf nun einmal mit sich – und die ich nicht eingehen wollte. Aber weil ich diese Gefahr schon in meinem Leben kannte, konnte ich mich gut zwingen, mich nicht davon überwältigen zu lassen, sondern ruhig zu bleiben und einen Plan zu schmieden, dem zu entgehen. Eine Rolle zu spielen, wie ich eben immer meine Rolle spielte und wie ich es unzählige Male getan hatte. Allerdings war ich da besser hergerichtet. Egal, man arbeitete mit dem, was man hatte.
“Tribun“, begrüßte ich ihn mit meinem charmantesten und unbekümmertsten Lächeln überhaupt, als wäre der Radau und die Andeutung von Gewalt um mich herum völlig normal. “Ich glaube, hier liegt eine Verwechslung vor. Mein Name ist Liciniana Aglaia, und ich habe diese Schmiede vor vier Tagen erst gepachtet. Owen ist mein Sklave, der hier arbeiten soll. Ich kann dir auch gerne sämtliche Genehmigungen dazu vorlegen, wenn dir der Umweg nach Iscalis nicht zu viel ist. Sie sind natürlich nicht hier, sondern sicher verwahrt in meinem Haus, in dem ich dich sehr gerne als Gast begrüßen würde. Ich glaube, du warst noch nie bei uns zu Gast, ich würde mich sicher sonst an deinen Namen erinnern.“ Ja, das war der Versuch, seinen Namen herauszufinden, schon allein, um zu wissen, wer mich vielleicht umbringen würde. Aber noch hoffte ich, dass mein Name, der mich eindeutig als Latinerin oder sogar Römerin auswies, schon einmal ein erstes Schild war, das schlimmeres verhindern würde.
“Falls deine Männer zufällig über ein paar Damenschuhe stolpern, wäre ich dankbar, wenn sie sie mir bringen könnten, der Boden ist kalt und ich hatte leider nicht die Zeit, mich für Gäste ordentlich herzurichten“, fügte ich noch mit einem Seitenblick auf die Männer an, die anfingen, hier alles zu durchwühlen.
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