(06-27-2023, 04:08 PM)Lucretia Serena schrieb: Ich bemühte mich, auch weiterhin zu lächeln und trat an Saturninus' Seite, damit das Opfer beginnen konnte. Der Priester rief die Götter an und dann kam das wohlgenährte Schweinchen, das benommen dahintrabte und hinterher der Schlachter, der dieses dann opferte. Ich mochte den Anblick von Blut nicht und normalerweise hielt ich mich von blutigen Opfern fern, wo es nur ging sehr zum Missfallen meiner Eltern, die mich schon als Kind dafür gescholten hatten. Ich blickte daher demütig zu Boden und atmete leise durch den Mund statt durch die Nase, da der Geruch überwältigend war. Ich musste nur ein paar Minuten durchhalten und dann würden wir wieder reingehen.
Es dauerte den Götter sei Dank nicht lange bis der Priester verkündete, dass das Opfer ein Erfolg war und die Ehe gesegnet war und ich wendete mich - ein wenig blasser um die Nase - meinem Bräutigam zu und hoffte, dass er mich gleich von hier wegführen würde für die weiteren Teile der Zeremonie.
Saturninus schaute auf Serena herab, die nun ganz still dastand - und obwohl er sie durch den Schleier nur undeutlich erkennen konnte, ein wenig blass um die Nase geworden war. Dennoch behielt sie die stille Würde bei, die ihr innewohnte. Er dagegen schaute hin. Ein Römer musste Blut sehen können. Er lächelte kurz, als der Priester verkündete, dass die Eingeweideschau göttlichen Segen versprach und berührte ganz sachte ihren Arm:
"Es ist alles gut", flüsterte er ihr zu:
"Komm bitte mit mir, meine Liebe", er machte sich mit Serena an seiner Seite nun wieder zurück auf den Weg ins Peristyl. Dort waren zwei besondere Stühle gerichtet worden, beide mit Wolfsfellen behängt und die Stuhlbeine mit rotgefärbten Wollfäden umwickelt. Auf denen würde das Paar später Platz nehmen.
Auf dem Weg dorthin schritten sie am Vormund der Braut, dem Consular Claudius Menecrates vorbei, und der stolze Furier, der sich sonst vor niemandem verneigte, senkte ganz leicht den Kopf vor dem würdigen Römer. Dieser nickte ihm und seiner Braut zu.*
Vor den Sesseln blieb Saturninus stehen und bat den Waagenhalter zwischen sich und die Braut.
Das waren Salvius Falco,
der Libripens, der die Aufgabe hatte, zu überwachen, dass alles mit rechten Dingen zugehen würde. Fünf römische anwesende Bürger mussten Zeugen sein.
Aber zunächst tranken Serena und er etwas Wasser, damit ihre Zungen nicht an ihren Gaumen klebten. Nun würde das Frage- und Antwortspiel der
Coemptio, des Brautkaufs beginnen. Das Besondere war, dass sich die Braut sozusagen selbst um ein symbolisches Kupferstück verkaufte.
Die Musiker spielten eine Art Tusch und verstummten dann wieder:
Saturninus sprach:
" Ich Tiberius Furius Saturninus frage Lucretia Serena, die Tochter des Ursus: Bist du gewillt, die Mater Familias in meinem Hause zu sein, ihre Pflichten zu erfüllen und ihre Rechte innezuhaben, so wie es bei uns Quiriten Brauch ist?"
* Mit dem Spieler von C. Menecrates abgesprochen