RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Ich merkte schon, wie er seinen Patron vorschob, als er bei ihm schwor. Aber der Kaiser war weit weg. Und der Flavianus war nur einer der Sklavenärzte gewesen, die die große Familia auf dem Palatin betreuten. Nicht etwa Leibarzt des Kaisers oder eine medizinische Koryphäe. Ich vermutete einmal, dass sich Caesar Augustus Vespasianus wegen Flavianus kein Bein ausreißen würde.
Nun stand er auf und verband sich die Hand. Er war noch jung, wenn auch kein Jüngling mehr, und etwas an ihm reizte mich. Es konnte seine Halslinie sein, die aus seinem Tunikaausschnitt herausragte, als er so mit dem Rücken zu mir stand oder seine schlanken Finger, als er den Verband festzog:
"Du magst die Wahrheit sprechen oder lügen. Das kann ich nicht wissen", sprach ich:
" Wahrheit definiert sich als ein Urteil, das mit seinem Inhalt mit der Welt übereinstimmt oder auch als ein Urteil, das nicht im Widerspruch zu den bereits vorhandenen Überzeugungen, die sich gegenseitig stützen, steht.
Definiert Platon nicht die Wahrheit wie die Schönheit und das Gute als absolute Werte? Doch wie gelangt man dorthin, Flavianus, kannst du mir das verraten? Woher weiß ich, dass du wahrhaftig bist? Du bist Grieche, du verstehst das Problem, das ich mit dir habe, nicht wahr? Eine Wahrheitsfindung ist ein langer, intensiver Prozess, der für beide Seiten... schmerzhaft sein kann"
Ich fixierte ihn. Er war bleich geworden, das war gut:
" Nein, setze dich nicht. Komme hierher", als Flavianus vor mir stand, nahm ich mein kurzes Schwert und schnitt sorgfältig seine Tunika vom Halsausschnitt bis zu seinen Knien auf.
![[Bild: 3_24_08_22_4_37_11.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_24_08_22_4_37_11.png)
versetzt zur Legio IX Hispania
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