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[Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
07-09-2025, 10:05 PM,
Beitrag #71
RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Es war spät in der Nacht, als die Tür sich knarzend öffnete, ganz wie von selbst.
Doch natürlich war ihr nachgeholfen worden von findiger Hand. Schlösser dieser Machart waren für den Eindringling kein wirkliches Problem und hier zu wohnen schien niemand.
Es war natürlich keine römische Villa, doch in so einer Praxis gab es doch bestimmt ein paar glänzende Dinge, die man gebrauchen konnte.
Ronan, so der Name des Einbrechers, schloss die Tür hinter sich und sah sich um. Eine Laterne brauchte er nicht, seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit in den Räumlichkeiten, die eigentümlich rochen. Nach Kräutern und anderen seltsamen Dingen. Ein wenig kannte er sich aus. Das schnappte man so auf, wenn man ständig unterwegs war. Neugierig betrachtete er GLäser, Behälter und Werkzeug. Nahm etwas davon in die Hand, blätterte in Büchern. Lesen konnte er nicht, doch Bücher fanden doch sicher einen Abnehmer? Nur konnte er so viel nicht tragen.
Er wuchtete einen dicken Wälzer von einem Regal auf seinen Schoß, atmete den Staub der Seiten ein und hustete. Ob da überhaupt was brauchbares drin stand?

Sein nächstes Ziel war eine Truhe, eine kleine. Und darin, Ronans Augen funkelten begehrlich, waren Münzen! Klingende bare Münze, unverschlossen und bereit, auf eine kleine Reise zu gehen. Grinsend und sein Glück kaum fassend, hob er eine davon hinaus, legte sie an seinen Mund und biss darauf. Das Metall verbog nicht. Sie war echt.
Nun, der arme römische Medicus würde morgen etwas ärmer sein, aber er selbst würde es sich gut gehen lassen. Das eigentümliche Kribbeln auf seinen Lippen ignorierend, stopfte er sich sämtliche Münzen in die Taschen.
Es geschah gerade als er rausgehen wollte. Das Kribbeln wurde immer merkwürdiger, ging von seinem Mund und seinen Händen aus. Er spürte, wie sein Herz laut schlug und ehe er sichs versah, wurde ihm speiübel.
Inmitten der Dunkelheit kippte der junge Einbrecher auf den Boden, hustete und würgte. Die Arme konnte er kaum heben, die Beine nicht bewegen. Götter, musste er jetzt sterben? Was war passiert? Wieso passierte es? Hilfe! Oh bitte, so hilf doch jemand, dachte er panisch.
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Gestern, 02:46 PM,
Beitrag #72
RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Pytheas war noch bei der Familie im oberen Stock vorbei gegangen, dessen Töchterchen gestern abend gefiebert hatte. Aber heute ging es der Kleinen schon wieder besser, und erleichtert stieg der Medicus die Stiege und dann die steinerne Treppe hinab. Um in seine Praxis zu kommen, musste er das Thorianum verlassen und zu seiner eigenen Wohnungstür gehen. Heute warteten nur zwei Männer vor dem Eingang. 
"Salvete, ich mache gleich die Praxis auf", sagte Pytheas zu den Männern, die aufsprangen, als sie ihn erblickten. Er opferte der Göttin Hygeia ein wenig von dem Rosenwasser, das in einer angeketteten Schale in der Nähe des Altars auf die Spendenden wartete. Er glaubte nicht wirklich an die Existenz der Götter, aber sein Lehrer Andromachus hatte es so gehalten, und Pytheas ehrte damit seinen schon lange verstorbenen Meister.
Pytheas Augen weiteten sich, als er eintrat, und im Dämmerlicht - die Läden waren noch zugeklappt - erst einmal die Unordnung erkannte, die zweifelsohne von Eindringlingen hinterlassen worden waren. Es schmerzte ihn - die Sachen, die es in der Praxis zu holen gab, hatten bis auf das Geld nur Wert für ihn, für niemanden sonst. 
Erst auf den zweiten Blick sah er den reglosen Mann auf dem Boden. Automatisch kniete sich Pytheas neben ihn, zog Handschuhe an, fühlte  dann erst seinen Puls und hob ein Augenlid hoch. Der Puls ging schwach, der Mann lebte. Die Münzen und die Schriftrollen, die um ihn herumlagen, sprachen allerdings ihre eigene Sprache. 
"Ich weiß, dass du mich hörst", sagte Pytheas, war aufgestanden und richtete eine Schale Wasser mit Seife, die aus dem Germanenland kam, und einem Schwamm. Er war kaltblütig, wenn es ans Operieren ging, aber er war kein Mörder. Er würde diesem Tunichtgut das Leben retten:
" Du hattest Kontakt mit Aconitum,  das ist eine äußerst giftige Pflanze aus meinem Garten. Du brauchst keine Wunde zu haben, damit das Gift in deinen Körper eindringt, das geht auch wunderbar durch unverletzte Haut. Über die Schleimhäute funktioniert es noch besser. Du hast auf die Münzen gebissen, um die Echtheit festzustellen. Die Frage hätte ich dir beantworten können: Die Münzen sind echt. Manche meiner Patienten sind wohlhabend genug, um mir meine Dienste zu entlohnen", dozierte er fast freundlich, entkleidete dann den Mann und begann, ihn kräftig abzuwaschen:
"Die ersten Symptome sind ein Kribbeln auf der Haut. Dann kommen Bauchkrämpfe und Lähmungen hinzu, so wie bei dir gerade. Die Pupillen sind stark geweitet. Ich muss also das Gift erst einmal von deiner Haut entfernen. Das habe ich jetzt getan. Gestattest du..."
Pytheas holte neues Seifenwasser, ließ das verbrauchte aber stehen, das war kontaminiert, und er musste es später vorsichtig entsorgen,  öffnete den Mund des Einbrechers, griff hinein und  wusch ihn aus:
"Zu trinken kann ich dir nichts geben, du würdest dich verschlucken. Aber ich hole dir jetzt sämtliche Decken, die ich da habe. Wenn du aufwachst, wirst du nämlich heftig frieren, da Arconitum dem Körper Wärme entzieht"
Nachdem er den Einbrecher gut eingepackt hatte - um ihn auf die Liege zu betten, war er zu schwer, steckte er den Kopf aus der Tür. Mittlerweile gab es noch mehr Patienten, die warteten. Er schickte sie nach Hause, mit der Option, am Nachmittag wieder zu kommen.
Pytheas umwickelte seine Hände erneut mit Bandagen, bevor er aufräumte. Die Münzen, die Bücher, alles kam wieder an seinen Platz. 
Als er mit dem Aufräumen fertig war, rührte sich der Einbrecher immer noch nicht. Jetzt erst hatte Pytheas Muse, ihn näher zu betrachten. Der Eindringling war ein blondgelockter Mann, oder noch ein Junge? Er hatte ein mutwilliges Gesicht, eines, was je nach Kontakt vermutlich entweder gute Laune machte oder eine Menge bösartiger Verwünschungen anzog. 
Pytheas musste warten. Er nahm sich ein Buch von Plinius, der nebenher auch Aconitum erwähnte.
" Du wirst es vermutlkich überleben, du bist noch jung und kräftig. Aber angenehm ist es nicht - Laut der Sage tropfte  der Speichel des Höllenhundes Kerberos, als Herakles ihn aus der Unterwelt holte, auf die Erde, und daraus entstand der Eisenhut. Eine hübsche Geschichte", sagte er, und richtete seine hellen Sperberaugen auf den Jungen. Er war so in Decken gehüllt, das nur noch der Kopf rausguckte und lag auf der Seite, damit er nicht aus Versehen an seinem Erbrochenen erstickte:

"Was hast du dir nur dabei gedacht, ausgerechnet bei mir einzubrechen?", dachte Flavianus Pytheas laut.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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