07-31-2025, 03:03 PM,
|
|
Bran
15jähriges Faktotum
  
|
Beiträge: 168
Themen: 3
Registriert seit: Jul 2022
|
|
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Wenn Cassi sich bis dato noch nicht eingenässt hatte vor Angst, jetzt tat sie es bestimmt bei den Worten des anderen Jungen! Wir hatten nämlich wirklich keine Fackel noch Waffen. Wir hatten keine Vorräte. Und draußen lauerten Wölfe, Banditen, Kälte, Hunger, und Tod oder so ähnlich.
"Es ist doch Sommer. Und bisher hat keiner von uns Sumpffieber gekriegt", wagte ich zu entgegnen. Cassia war anzumerken, dass sie eigentlich nur noch fort wollte. Das wollte ich ja auch.
"Wir können nicht zurück, verstehst du. Wir kommen ans Kreuz", stieß ich hervor. Auch wenn ich nicht glaubte, dass Domina Sabina mich töten lassen würde: Bei Dominus Saturninus war ich mir nicht so sicher. Doch verkauft werden würden wir, einzeln natürlich, und uns nie im Leben wiedersehen... bei dem Gedanken kamen mir die Tränen. Ich deutete auf Cassi:
"Wir wollen bis nach Londinium. Sie hier hat einen Freund in einem reichen Haushalt, der hilft uns bestimmt weiter, so dass wir nicht verhungern. Cassia hier ist eine Akrobatin und wird schon Geld verdienen, und ich..ich kann eigentlich alles" Nur keine falsche Bescheidenheit! Alles außer Lesen, Schreiben und diese Stadtmauer überwinden:
"Feuermachen kann ich. Und putzen, sogar Marmor. Der bekommt nämlich blinde Flecken, wenn man da mit den falschen Mitteln rangeht" Ein gewöhnlicher Sklave hatte ja auch seinen Stolz, was seine Arbeit anging.
Ob Cassia gemerkt hatte, dass der Typ sie "Mieze" nannte? Das war nicht seine Mieze, das war meine.
Mittlerweile war das Tor geschlossen. Die Bauern waren draußen. Wir waren drinnen. Bestimmt hatten sie bei Furius schon Cassias Fehlen bemerkt und quetschten die Mitsklaven aus.....
"Wir können jetzt nicht mehr zurück - Bitte, hilf uns" , wiederholte ich noch einmal mizt Festigkeit in meiner Stimme.
|
|
08-05-2025, 11:22 PM,
|
|
Fintan
Forenmitglied
  
|
Beiträge: 96
Themen: 3
Registriert seit: May 2023
|
|
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Die beiden waren süß. Nicht in dem Sinne, dass er ihnen gern nähergekommen wäre (obwohl...), sondern eher wie kleine Tierchen, die man streicheln und beschützen wollte. Keiner der beiden auch nur im Ansatz lebensfähig. Dumm, alle beide. Soso, Schaustellerei, Putzen und guter Wille von Bekannten sollten sie ernähren? Fintan wusste, dass niemand sich die beiden ans Bein binden würde.
"Niemand stellt euch ans Kreuz. Zwei dumme Kinder, die Unsinn im Kopf haben", sagte Fintan, doch sicher war er sich nicht. Hach, es waren schließlich die Römer. Wenn die beiden unbedingt in der Wildnis gemeinsam sterben wollten, wer war er, es ihnen zu verweigern?
Götter... Er wurde langsam weich. Aluns Verlust schien ihn schwerer getroffen zu haben als gedacht.
Die Arme verschränkend, seufzte der Falke. Das Jüngelchen schien ja ganz mutig sein zu wollen. Eine Nacht unter freiem Himmel würde die beiden vor Angst schlottern lassen. Grr. Er war wirklich zu weich geworden.
"Hier lang", sagte er resigniert. Es gab in der Mauer genügend Durchgänge, die bloß nicht jeder kannte. In Gebäuden, die direkt an sie herangebaut worden waren oder durch Tunnel. Mit Cathbads Tod hatten die Falken hier wohl keine großen Aufträge mehr, weshalb er ihnen einen seiner Wege wohl zeigen konnte. Gab zur Not ja noch andere. Das Loch fand sich hinter einem Bretterverschlag in einer alten Scheune und führte direkt in einen Hain gleich außerhalb der Stadt.
"Wenn ihr euch auf der Straße nach Norden wendet, kommt irgendwann ein großer Felsen, um den sie sich schlängelt", erklärte er. "Von dort geht ihr nach Osten, aber haltet euch nördlich des Abhangs. Irgendwann werdet ihr eine Hütte sehen. Sie sieht ein wenig aus wie ein Grashügel und gut versteckt, aber wenn ihr die Augen aufhaltet, fällt sie euch auf. Ihr könnt dort die Nacht über bleiben. Aber ich warne euch: Wenn es nach Kräutern riecht, wie Thymian, dann bleibt der Hütte fern!"
Sie hatten dort eine Art System ausgearbeitet, um zu signalisieren, ob ein Näherkommen sicher war. Er wollte nicht, dass die beiden Hübschen ausgerechnet Ciaran über den Weg liefen, der sie ausnehmen würde wie Fische.
"Ich meine es ernst. Wenn ihr Thymian riecht, müsst ihr draußen bleiben, wenn euch euer Leben lieb ist. Haltet euch weiter östlich und lasst sie schnellstmöglich hinter euch. Riecht es aber nicht nach Thymian, ist es sicher. Zündet eurerseits ein paar Kräuter in der Feuerstelle, dann wird man euch in Ruhe lassen, solange ihr dort lagert. Bleibt aber keinesfalls länger als ein oder zwei Nächte. Es gibt auch getrocknete Notvorräte... Sagt aber nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Das mit den Wölfen war kein Witz."
Falke
|
|
08-06-2025, 04:53 PM,
|
|
Cassia
» Feuerkünstlerin
  
|
Beiträge: 155
Themen: 4
Registriert seit: Oct 2023
|
|
RE: Am Brunnen vor dem Tore~
Cassia verblieb dicht an Brans Seite. Hatte ihre Finger mit den seinigen verschlungen und lauschte dem Gespräch der beiden jungen Männer. Wobei Bran eindeutig jünger als der Schwarzhaarige war, aber dennoch waren es für Cassia definitiv junge Männer. Und zwischen Männergesprächen sollte man sich nicht einmischen, dies hatte ihr bereits Nicander vermittelt. Und daran hatte sich Cassia bis dato immer gehalten. Und würde dies wohl auch weiterhin tun. So blieb die zierliche Cassia einfach stumm und lauschte dem Gespräch mit gespitzten Ohren. Schließlich wollte sie keines der gesprochenen Worte verpassen, auch wenn sie sich persönlich nicht einmischte. Was sie jedoch nicht verstand war, wieso sich der Schwarzhaarige so quer stellte, sie einfach durch das Stadttor hinaus zu schmuggeln? So schwer konnte das doch nicht sein, hm? Es gab in jeder Mauer irgendwelche lockeren und losen Steine, die man bei Bedarf heraus drücken konnte, um sich dann durch den entstandenen Spalt hindurch zu quetschen. Und Cassia war sowieso von einer wahrlich schmalen körperlichen Statur. Bran hatte zwar einen kräftigeren Körperbau, war aber auch nicht dick oder dergleichen. Und der Ältere wirkte nun auch nicht übermäßig dick. Also konnte es hier schon einmal keinerlei Probleme geben. Als Bran erklärte, dass es einen Freund von Cassia in Londinium gäbe, zuckte besagte Cassia zwar etwas zusammen. Jedoch nickte sie im selben Moment und versuchte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Nun ja. Nicander wohnte in Londinium und wenn sie ihm eine kurze Nachricht.. Doch wie sollte sie dies nur machen? Sie wusste nicht in welcher Straße sich die Villa der Norbana Orestilla befand, denn ihrer einstigen Domina diente Nicander. Wenn er nur wüsste in welche Gefahr sich seine Cassia begab? Aber vielleicht wäre er auch stolz auf sie? Mit diesen Gedanken in ihrem Köpfchen verharrte Cassia weiterhin ruhig neben Bran. Bis zu dem Moment als sie von Fintan als -Mietze- bezeichnet wurde. Wie bitte? Jedoch blieb Cassia auch jetzt noch stumm. Und prägte sich stattdessen die Wegbeschreibung und alles weitere an, welches der Dunkelhaarige sprach.
|
|
|